Ist die Annullierungskultur die Hauptprobe zum Massenmord?

Von Eugene Bach, „Back to Jerusalem“
(Übersetzte Ausschnitte aus einem Podcast.)
Der Autor arbeitet mit einer Organisation, die chinesische christliche Leiter und Untergrundmissionare unterstützt.

Der Historiker und Philosoph Stefan Molyneux hat gesagt:

Die ‚Annullierungskultur‘ ist eine Hauptprobe für Massenmord. Wenn die Menschen es akzeptieren, dass andere einfach so aus den sozialen Medien zum Verschwinden gebracht werden, dann werden sie es auch akzeptieren, wenn Menschen ganz aus der Welt zum Verschwinden gebracht werden.“

Ich bin lange nicht mit allem einverstanden, was Molyneux sagt; aber von der chinesischen Erfahrung her muss ich sagen: Mit dieser Aussage hat er recht. Ich denke, das ist eine Warnung, die ich Ihnen vom Standpunkt der chinesischen Kirche aus geben muss. Wenn wir etwas von China lernen können, dann dies: „Annullierungskultur“ bedeutet, zuerst die freie Rede zu eliminieren, und dann die Menschen, die reden.

Das erste, was die Kommunisten in China taten, als sie 1949 an die Macht kamen, war die Kontrolle über alle Kommunikation zu übernehmen: Fernsehen, Radio, Zeitungen, Schullehrpläne, usw. Nicht nur um das gegenwärtige Narrativ zu steuern, sondern um die Geschichte zu eliminieren. Das ist einer der Gründe, warum die Bibel so wichtig ist: Sie hält Geschichte fest, und Prophetie, und die Erfüllung der Prophetien im Zeugnis der Geschichte.
Und was wir lernen aus der Geschichte, ist dass wir oft gegen unsere besten Interessen gehandelt haben, aber Gott hat uns erlöst aus unserem selbstverschuldeten Unglück. Wir brauchen diese Geschichte, auch um zu verstehen, wo wir falsch gehandelt haben. Es ist daher eine sehr schlechte Idee, jene Aspekte der Geschichte loszuwerden, die uns nicht gefallen oder wo wir denken, dass gewisse Personen oder Ereignisse in einem schlechten Licht dargestellt werden. Wir verurteilen uns dann dazu, dieselben Fehler zu wiederholen. (…)
Wer die Medien beherrscht, beherrscht die Geschichte; und wer die Geschichte beherrscht, beherrscht die Zukunft. Und der Teufel weiss das.

In China begann diese Neuschreibung der Geschichte, sobald die Kommunisten die Macht hatten. Vor allem wollten sie die Geschichte der Missionare eliminieren. Warum? Missionare gründeten Spitäler, Waisenhäuser, Behindertenheime, Universitäten wo auch Frauen studieren durften, usw. Die Kommunisten wollten nicht, dass die Menschen das erfuhren. Sie wollten die Missionare entmenschlichen, und deshalb mussten sie eine Kultur annullieren: die Kultur, die von den Missionaren geschaffen worden war.
Deshalb stellten sie die Missionare als Agenten böser Imperialisten dar, die ihre Religion dazu benutzten, das Denken der Menschen zu beherrschen. Die Missionare hätten die Chinesen versklavt; die Kommunisten würden ihnen jetzt Freiheit bringen. In dieser Version waren es nicht die Missionare, die zum ersten Mal Frauen eine Universitätsausbildung ermöglichten; nein, es waren die Kommunisten. Es waren nicht die Missionare, die die ersten Spitäler gründeten, wo Arme kostenlos behandelt wurden; nein, es waren die Kommunisten. Die Leute sollten sehen, dass die Kommunisten immer ihre besten Interessen vertraten; aber diese bösen Missionare wollten sogar ihre Kinder essen. Ja, das sagten sie wörtlich. Ich habe Propagandaschriften gesehen, wo Missionare dargestellt wurden, wie sie unter einem Stacheldrahtzaun hindurchkrochen mit Messern im Mund, um Kinder zu entführen, die sie dann opfern könnten. Man würde denken, niemand würde so etwas glauben – aber die Leute glaubten es.
Wenn dann die Kommunisten und die Menschen, die von ihnen beherrscht wurden, Missionare ansahen, dann sahen sie sie nicht mehr als Menschen. Sie sahen sie nicht mehr als Väter und Mütter mit Kindern; sie sahen sie als böse Imperialisten, und als blosse Gegenstände. Wenn man einen Gegenstand oder eine Idee, die man hasst, eliminieren kann, dann kann man auch die Menschen eliminieren, die diesen Gegenstand oder diese Idee verkörpern. Wenn Menschen entmenschlicht werden, ist es viel einfacher, sie zu töten. (…)

Jesus ist der Gott der Redefreiheit. Der Teufel will die Redefreiheit annullieren, weil dann auch die Verkündigung des Evangeliums aufgehalten wird. Joh.1,1 sagt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott, und das Wort war bei Gott.“ Jesus ist das Wort (griechisch „Logos“). Von „Logos“ ist das Wort „Logik“ abgeleitet. Es ist auch das griechische Wort für „Diskussion, Debatte“. In keiner anderen Religion ist Gott so unzertrennlich vereint mit dem Wort. Gott schuf die Welt, indem er sein Wort sprach. Er sagte: „Es werde Licht“, und es wurde Licht. Jesus ist auch heute noch das Wort Gottes, das Licht ins Dunkel und Ordnung ins Chaos bringt.
Der Teufel hat kein anderes Mittel, Gottes Macht aufzuhalten, als seine Worte aufzuhalten. Wenn er Gottes Macht in dir aufhalten will, dann hält er deine Worte auf.

Hier ist eine Lektion über Annullierungskultur in China:

„Am 19.August 1966 begannen Studenten einen Kampf für soziale Gerechtigkeit und die Rechte der Unterdrückten in China. Das patriarchalische System war von den bösen 1% geschaffen worden und unterdrückte Frauen, Minderheiten, und die Arbeiterklasse. Die Studenten riefen nach Revolution und Veränderung, und begannen die Kulturrevolution. Sie trugen rote Armbänder als Zeichen ihrer Solidarität mit den Unterdrückten. Sie forderten eine Änderung der „vier Alten“: Alte Lebensart, alte Kultur, alte Gewohnheiten, und alte Ideen. Die chinesischen Medien unterstützten die Bewegung. Die Studenten begannen mit Massendemonstrationen und Plünderungen. Sie rissen Denkmäler nieder, zerstörten chinesische Architektur, verbrannten klassische Literatur und chinesische Malerei, schändeten Tempel und das Grab von Konfuzius (…) Öffentliche Leiter, die als unterdrückerisch angesehen wurden, wurden von wütenden Volksmengen zum Tod verurteilt. Am 22.August wurde eine zentrale Verordnung herausgegeben, die polizeiliches Eingreifen untersagte. Die Polizei wurde aufgelöst, und die Studenten formten die „Roten Garden“, die von nun an in ihren Städten für Ordnung sorgten. Sie bestraften jeden, der mit ihren Ideen nicht einverstanden war.“

Viele Christen hörten: „Den Unterdrückten helfen“, und sagten: „Ja, auch Jesus hat den Unterdrückten geholfen.“ Mao Zedong gebrauchte die Worte, die die Christen gerne hörten, um ihre Unterstützung zu gewinnen. Aber sobald er ihre Unterstützung hatte, um andere Kulturen zu annullieren, annullierte er die Kultur der Christen. Christen, die anfänglich die Bewegung unterstützt hatten, wurden bald zum bevorzugten Ziel der Roten Garden, und wurden in öffentlichen Schauprozessen zum Tod verurteilt. Als sie verstanden, was geschah, war es zu spät. 70 Millionen Menschen kamen in der Kulturrevolution um; mehr als in jedem Krieg, jeder Hungersnot und jedem Unglück der ganzen Menschheitsgeschichte.

Die wichtigste Lektion daraus ist: Damit die Lüge existieren kann, muss der Logos – Logik, Debatte, Wahrheit – unterdrückt werden. Der grösste Feind der Lüge ist die Wahrheit. Aber der Feind der Wahrheit ist nicht die Lüge; Lügen haben keine Macht über die Wahrheit. Der Feind der Wahrheit ist das Schweigen.
Höre nie auf jene, die glauben, dass wir vor anderen Menschen beschützt werden müssen, indem deren Stimmen annulliert werden. Wer die Wahrheit sucht, wird die Debatte nicht scheuen. Debattieren ist nicht eine Ablehnung der Wahrheit; es ist ein Suchen nach Wahrheit. Wenn wir Lügen aufhalten wollen, dann geschieht das nicht durch das Verbieten von Rede. Im Gegenteil, das Gegenmittel besteht darin, mehr Rede zu erlauben. Redefreiheit bringt die Wahrheit ans Licht, und die Wahrheit vertreibt die Lüge.

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