Archive for Februar 2020

Funktionen der Ältesten in der Familie Gottes – Teil 5

21. Februar 2020

Die Rolle der Ältesten in den Zusammenkünften

Wenn die Familie Gottes zusammenkommt, dann „hat jeder etwas“ (1.Korinther 14,26). Es kann also nicht die Aufgabe der Ältesten sein, diese Zusammenkünfte zu beherrschen, indem sie die ganze Zeit sprechen. Viel wichtiger ist es, alle Glieder zu ermutigen und ihnen zu helfen, mitzuwirken mit den jeweiligen Gaben, die Gott ihnen gegeben hat. Die Ältesten sind also eher „Ermöglicher“ oder „Moderatoren“. Sie setzen ihre Weisheit dazu ein, jene zu bremsen, die zuviel sprechen wollen oder den Lauf der Versammlung beherrschen wollen; darüber zu wachen, dass alles „anständig und ordentlich“ geschieht (1.Korinther 14,40); zu prüfen, was gesagt wird (was u.U. bedeuten kann, Korrektur zu geben); und – das geht oft vergessen – die Schweigsamen und Schüchternen zu ermutigen und ihnen zu helfen, ebenfalls etwas beizutragen. – Zu angebrachten Gelegenheiten werden natürlich die Ältesten auch ein Wort der Lehre, der Weissagung, der Ermutigung, usw. beitragen, je nach ihren besonderen Gaben.

Die meisten Funktionen der Ältesten überschneiden sich mit den Funktionen, die von allen Gliedern ausgeübt werden. Z.B. das Lehren, Prüfen, Ermahnen, sind nicht ausschliesslich Funktionen der Ältesten. Alle Glieder sollen „einander lehren und ermahnen in aller Weisheit“ (Kolosser 3,16). Die Anweisung, „alles zu prüfen“, richtet sich an die gesamte Gemeinde (1.Thessalonicher 5,21). Die Glieder sollen „aufeinander achten“ (Hebräer 12,15). Sogar das „Richten“ ist in gewissem Masse eine Aufgabe der gesamten Gemeinde (1.Korinther 5,12; 6,2-3). Aber in all diesen Funktionen werden die Ältesten vorangehen, und werden sie mit grösserer Weisheit und Vollmacht ausüben.

Gastfreundschaft

Die Ältesten sollen auch „gastfreundlich“ sein (1.Timotheus 3,2, Titus 1,8). Gastfreundschaft ist ein Aspekt der „Einander“-Funktionen, die von allen Gliedern der Familie Gottes ausgeübt werden (1.Petrus 4,9). Aber wie in allen Aspekten des christlichen Lebens, sollen auch hier die Ältesten vorangehen. Die Gastfreundschaft ist in verschiedenen Formen wichtig für das gute Funktionieren der christlichen Gemeinschaft:

– Indem Familien ihre Häuser zur Verfügung stellen für die gemeinsamen Mahlzeiten der Familie Gottes, und die christliche Gemeinschaft im allgemeinen.
– Indem bedürftigen Geschwistern geholfen wird.
– Indem reisende Diener Gottes beherbergt werden.

Vielfalt in den Funktionen der Ältesten

Wir haben verschiedene Funktionen der Ältesten erwähnt: Hirtendienst, „Fürsorger“ oder „Aufseher“, Lehrdienst, Zurechtweisen oder Ermahnen, usw. Aber so wie es eine Vielfalt von Gaben und Funktionen gibt im gesamten Leib Christi, so gibt es auch eine Vielfalt von Gaben und Funktionen unter den Ältesten. Z.B. sagt Paulus: „Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelte Wertschätzung erhalten, vor allem jene, die hart arbeiten im Wort und in der Lehre.“ (1.Timotheus 5,17). Das bedeutet offensichtlich, dass nicht alle Ältesten lehren. Ebenso haben auch nicht alle Ältesten einen „Hirtendienst“. Andererseits werden einige Älteste sicher Gaben haben, die wir hier nicht erwähnt haben: Evangelisation; Weissagung; Verwaltung; Barmherzigkeit; usw. Im kleinen Rahmen der örtlichen christlichen Gemeinschaft üben die Ältesten dieselben Funktionen der Zurüstung aus, wie sie von den reisenden Dienern in einem grösseren Rahmen ausgeübt werden.

Gerade wegen dieser Unterschiedlichkeit von Gaben und Funktionen ist es nötig, dass es in einer örtlichen Gemeinde mehrere Älteste gibt. So ergänzen sie einander, und gemeinsam üben sie alle die eigentlichen Funktionen der Ältestenschaft aus.

Deshalb finden wir im Neuen Testament keine festgesetzte Liste von „Zuständigkeiten“ oder „Funktionen“ eines Ältesten. Es ist nicht Gottes Plan, alle Ältesten über einen Leisten zu schlagen. Die vorliegende Reihe von Betrachtungen sollte auch nicht in diesem Sinn verstanden werden. Wir haben einige Punkte aufgezählt, die zum Dienst eines Ältesten gehören können; und wir haben gezeigt, dass diese Aspekte keine besonderen „Ämter“ darstellen. (Z.B. gibt es im Neuen Testament kein spezifisches „Bischofs-“ oder „Pfarramt“.) Aber jeder Älteste hat seine besondere Berufung und seine besonderen von Gott gegebenen Gaben, und wird dieser Berufung und diesen Gaben gemäss dienen, und im Team mit den anderen Ältesten seines Wohnortes.

Funktionen der Ältesten in der Familie Gottes – Teil 4

4. Februar 2020

Belehrung

Nach 1.Timotheus 3,2 sollen die „Aufseher/Fürsorger“ (Ältesten) „didaktisch“ sein, d.h. fähig, andere zu lehren. Und in Titus 1,9 heisst es: „… und er soll das vertrauenswürdige Wort festhalten nach der Lehre, damit er auch fähig sei, mit der gesunden Lehre zu ermutigen, …“ Die „gesunde Lehre“ ist also die Lehre, die dem Wort Gottes gemäss ist. „Festhalten“ bedeutet nicht nur Kenntnisse davon zu haben. Vor allem sollte ein Ältester der Gemeinde selber dem Wort Gottes unterstellt sein als seiner obersten Autorität, sowohl in dem, was er lehrt, als auch in seiner Lebensweise. Ein Ältester muss also eine höchst integre Person sein, denn sein Leben muss mit seiner Lehre übereinstimmen.

Ein Ältester ist normalerweise kein „Lehrer“ im eigentlichen (biblischen) Sinn des Wortes. Dennoch wird von ihm erwartet, dass seine Lehre geistlich sei und nicht nur intellektuell.

Andererseits haben nicht alle Ältesten einen ausgesprochenen Lehrdienst; und auch jene, die ihn haben, sollten mit ihren Lehrbeiträgen die Versammlungen nicht dominieren, weil sie sonst verhindern, dass auch die anderen Glieder mit ihren jeweiligen Gaben mitwirken. Vergessen wir nicht, dass Gott seinen Heiligen Geist allen seinen Kindern gegeben hat, sodass alle in der Lage sind, sein Wort zu verstehen und von ihm direkt gelehrt zu werden: „Und die Salbung, die ihr von ihm erhalten habt, bleibt in euch, und ihr habt es nicht nötig, dass jemand euch lehrt, sondern wie die Salbung selber euch über alles belehrt …“ (1.Johannes 2,27) In einer Gemeinschaft von echten Nachfolgern Jesu besteht also keine so grosse Notwendigkeit von Lehrvorträgen, wie die Praxis der herkömmlichen Gemeinden uns glauben machen will. Älteste sollten also ihre Lehre auf jene wesentlichen Punkte beschränken, die wirklich wichtig sind, die von anderen Gliedern nicht so einfach verstanden werden oder selber entdeckt werden können, oder über die Gott dem jeweiligen Ältesten ein besonderes Verständnis gegeben hat und damit auch eine besondere Vollmacht, darüber zu lehren. Wir können davon ausgehen, dass Gott jedem Ältesten ein besonderes Verständnis über bestimmte (je besondere) Punkte gegeben hat; das sind die Punkte, die er lehren sollte, falls sie wichtig sind.

Wir sollten auch nicht denken, dass der Lehrdienst der Ältesten ausschliesslich in Versammlungen stattfinden sollte. Wir haben bereits gesehen, dass die ersten Christen normalerweise nicht zu „Lehrveranstaltungen“ zusammenkamen. Der Lehrdienst der Ältesten wird noch mehr in persönlichen Gesprächen, in der Seelsorge und Beratung, beim Lösen praktischer Situationen, usw. zum Tragen kommen.
Auch Paulus, der Apostel war und manchmal zu grossen Versammlungen sprach, lehrte selten in Form von Vorträgen. Viel öfter heisst es, dass er mit den Jüngern „einen Dialog führte“. (So z.B. in Apg.17,17; 19,8-9; 20,7-9 u.a, nach dem Urtext.)

Und wie steht es mit dem „Predigen“? – Das ist ein weiterer „traditioneller“ Begriff, der unser Verständnis der Bibel verdunkelt. Das ursprüngliche griechische Wort ist „kärysso“ und bedeutet die Tätigkeit eines Herolds. Früher waren die Herolde die offiziellen Sprecher oder Verkündiger des Königs bzw. der Regierung. Wenn der König ein Gesetz oder eine Anordnung erliess, dann schickte er seine Herolde aus, um den Erlass auf den öffentlichen Plätzen zu verkündigen. Diese Herolde durften natürlich keine eigenen Ankündigungen erfinden. Sie mussten wörtlich verkünden, was der König ihnen aufgetragen hatte, ohne etwas hinzuzufügen oder wegzulassen. Dieser Heroldsdienst hat nichts damit zu tun, was heutige Kirchen unter „Predigen“ verstehen.
Im Neuen Testament wird dieses Wort „kärysso“ („herolden“) ausschliesslich für die öffentliche Verkündigung des Evangeliums an „Aussenstehende“ verwendet; d.h. an jene, die noch keine Nachfolger von Jesus sind. Das war hauptsächlich die Aufgabe der Apostel und der Evangelisten. Sie sind die vom König eigens beauftragten „Herolde“, um seine Erlasse öffentlich in der ganzen Welt zu verkünden. Dieses „Predigen“ geschah also nicht in den Versammlungen der Christen, denn diese kannten ja den Inhalt der Ankündigung bereits. Verwenden wir also dieses Wort nicht im Zusammenhang mit Zusammenkünften der Familie Gottes.