Die Rolle der Ältesten in den Zusammenkünften
Wenn die Familie Gottes zusammenkommt, dann „hat jeder etwas“ (1.Korinther 14,26). Es kann also nicht die Aufgabe der Ältesten sein, diese Zusammenkünfte zu beherrschen, indem sie die ganze Zeit sprechen. Viel wichtiger ist es, alle Glieder zu ermutigen und ihnen zu helfen, mitzuwirken mit den jeweiligen Gaben, die Gott ihnen gegeben hat. Die Ältesten sind also eher „Ermöglicher“ oder „Moderatoren“. Sie setzen ihre Weisheit dazu ein, jene zu bremsen, die zuviel sprechen wollen oder den Lauf der Versammlung beherrschen wollen; darüber zu wachen, dass alles „anständig und ordentlich“ geschieht (1.Korinther 14,40); zu prüfen, was gesagt wird (was u.U. bedeuten kann, Korrektur zu geben); und – das geht oft vergessen – die Schweigsamen und Schüchternen zu ermutigen und ihnen zu helfen, ebenfalls etwas beizutragen. – Zu angebrachten Gelegenheiten werden natürlich die Ältesten auch ein Wort der Lehre, der Weissagung, der Ermutigung, usw. beitragen, je nach ihren besonderen Gaben.
Die meisten Funktionen der Ältesten überschneiden sich mit den Funktionen, die von allen Gliedern ausgeübt werden. Z.B. das Lehren, Prüfen, Ermahnen, sind nicht ausschliesslich Funktionen der Ältesten. Alle Glieder sollen „einander lehren und ermahnen in aller Weisheit“ (Kolosser 3,16). Die Anweisung, „alles zu prüfen“, richtet sich an die gesamte Gemeinde (1.Thessalonicher 5,21). Die Glieder sollen „aufeinander achten“ (Hebräer 12,15). Sogar das „Richten“ ist in gewissem Masse eine Aufgabe der gesamten Gemeinde (1.Korinther 5,12; 6,2-3). Aber in all diesen Funktionen werden die Ältesten vorangehen, und werden sie mit grösserer Weisheit und Vollmacht ausüben.
Gastfreundschaft
Die Ältesten sollen auch „gastfreundlich“ sein (1.Timotheus 3,2, Titus 1,8). Gastfreundschaft ist ein Aspekt der „Einander“-Funktionen, die von allen Gliedern der Familie Gottes ausgeübt werden (1.Petrus 4,9). Aber wie in allen Aspekten des christlichen Lebens, sollen auch hier die Ältesten vorangehen. Die Gastfreundschaft ist in verschiedenen Formen wichtig für das gute Funktionieren der christlichen Gemeinschaft:
– Indem Familien ihre Häuser zur Verfügung stellen für die gemeinsamen Mahlzeiten der Familie Gottes, und die christliche Gemeinschaft im allgemeinen.
– Indem bedürftigen Geschwistern geholfen wird.
– Indem reisende Diener Gottes beherbergt werden.
Vielfalt in den Funktionen der Ältesten
Wir haben verschiedene Funktionen der Ältesten erwähnt: Hirtendienst, „Fürsorger“ oder „Aufseher“, Lehrdienst, Zurechtweisen oder Ermahnen, usw. Aber so wie es eine Vielfalt von Gaben und Funktionen gibt im gesamten Leib Christi, so gibt es auch eine Vielfalt von Gaben und Funktionen unter den Ältesten. Z.B. sagt Paulus: „Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelte Wertschätzung erhalten, vor allem jene, die hart arbeiten im Wort und in der Lehre.“ (1.Timotheus 5,17). Das bedeutet offensichtlich, dass nicht alle Ältesten lehren. Ebenso haben auch nicht alle Ältesten einen „Hirtendienst“. Andererseits werden einige Älteste sicher Gaben haben, die wir hier nicht erwähnt haben: Evangelisation; Weissagung; Verwaltung; Barmherzigkeit; usw. Im kleinen Rahmen der örtlichen christlichen Gemeinschaft üben die Ältesten dieselben Funktionen der Zurüstung aus, wie sie von den reisenden Dienern in einem grösseren Rahmen ausgeübt werden.
Gerade wegen dieser Unterschiedlichkeit von Gaben und Funktionen ist es nötig, dass es in einer örtlichen Gemeinde mehrere Älteste gibt. So ergänzen sie einander, und gemeinsam üben sie alle die eigentlichen Funktionen der Ältestenschaft aus.
Deshalb finden wir im Neuen Testament keine festgesetzte Liste von „Zuständigkeiten“ oder „Funktionen“ eines Ältesten. Es ist nicht Gottes Plan, alle Ältesten über einen Leisten zu schlagen. Die vorliegende Reihe von Betrachtungen sollte auch nicht in diesem Sinn verstanden werden. Wir haben einige Punkte aufgezählt, die zum Dienst eines Ältesten gehören können; und wir haben gezeigt, dass diese Aspekte keine besonderen „Ämter“ darstellen. (Z.B. gibt es im Neuen Testament kein spezifisches „Bischofs-“ oder „Pfarramt“.) Aber jeder Älteste hat seine besondere Berufung und seine besonderen von Gott gegebenen Gaben, und wird dieser Berufung und diesen Gaben gemäss dienen, und im Team mit den anderen Ältesten seines Wohnortes.