Archive for Januar 2010

Experiment: Ein Wasserstoffballon

30. Januar 2010

Beim Auflösen von Metallen in einer Säure entsteht Wasserstoffgas. Dieses Gas ist leichter als Luft. Unsere Kinder fragten deshalb, ob man damit einen Ballon füllen und fliegen lassen könnte. So probierten wir es aus.
Anfänglich hatten wir einige Schwierigkeiten mit diesem Experiment; aber mit der Zeit fanden wir heraus, worauf man achten muss, dass es funktioniert. Die untenstehenden Hinweise sind die Frucht von einigen Stunden des Ausprobierens.
Es ist auch nicht ganz ungefährlich: Wenn sich Wasserstoff mit Sauerstoff vermischt, entsteht Knallgas, das mit dem kleinsten Funken explodieren kann. Es empfiehlt sich daher, diesen Versuch im Freien durchzuführen, und den Ballon nicht Kindern unbeaufsichtigt als Spielzeug zu überlassen.

Bei unserem Versuch benutzten wir Aluminiumfolie und Salzsäure. Salzsäure ist die einzige starke Säure, die für uns erhältlich ist. Aluminium hat den Vorteil, dass es immer von einer dünnen Schicht Oxid überzogen ist. Diese Schicht muss von der Säure zuerst aufgelöst werden, wobei noch kein Wasserstoff entsteht; erst danach beginnt die eigentliche Reaktion mit dem Aluminium. Diese Verzögerung gibt uns Zeit, den Ballon richtig zu befestigen. (more…)

„Sie sehnen sich nach Familie“ – nicht nach Institution! Ein Nachtrag.

21. Januar 2010

Vor einigen Wochen schrieb ich einen Bericht über unsere gegenwärtige Tätigkeit unter dem Titel „Sie sehnen sich nach Familie“ (https://christlicheraussteiger.wordpress.com/2009/12/12/sie-sehnen-sich-nach-familie/).

Ein – im übrigen wohlmeinender – Verfechter des institutionalisierten Christentums schrieb mir, als Argument für die Eingliederung in eine „institutionelle“ Gemeinde: „Wie schön und wichtig für diese gute Arbeit wäre ein Netzwerk von Mitarbeiter mit weitern Gaben, die auch helfen könnten, dass diese punktuelle Arbeit eine Fortsetzung und Weiterführung finden würde!“
Ja, das wäre eigentlich schön und gut. Im Grunde habe ich nichts dagegen, wenn Freunde oder Mitarbeiter im institutionellen Kirchentum involviert sind – solange sie ihrerseits uns zugestehen, unseren Weg zu gehen. Und weitere Mitarbeiter zu haben, die diese Arbeit mittragen, wäre auch nicht schlecht. Aber persönlich würde ich es vorziehen, Mitarbeiter zu haben, die wie wir dazu bereit sind, unabhängig vom institutionellen Kirchensystem zu arbeiten. Ich habe genügend Zeit in diesem System verbracht – etwa zwei Jahrzehnte -, um mir vorstellen zu können, was geschähe bei dem Versuch, unsere gegenwärtige Tätigkeit im Rahmen einer solchen Institution auszuüben.

Wäre ich noch Mitglied der Missionsgesellschaft, mit der ich erstmals nach Perú kam, dann hätte ich nicht einmal die Frau heiraten dürfen, mit der ich inzwischen viele glückliche Ehejahre verbracht habe. Ich hätte also höchstwahrscheinlich bis heute nicht einmal eine Familie. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…

Bevor ich anfangen könnte, den Nachbarskindern zu helfen, müsste ich der Leiterschaft „meiner“ Institution eine möglichst überzeugende Projektbeschreibung vorlegen. In meinem Arbeitszimmer habe ich mehrere dicke Umschläge mit vergangenen Projekten, Grundsatzerklärungen, Visions- und Missionsbeschreibungen, Anforderungsprofilen für Mitarbeiter, usw. usw. – lauter wertloses Papier, weil die darin enthaltenen Vorschläge vor Jahren inmitten der Unmöglichkeiten institutioneller Bürokratien versickert sind.

Es würde also eine lange Reihe von Kommissionssitzungen, Abklärungsgesprächen, Korrespondenzen, usw. beginnen.

Dann würde die Institution – falls ich wirklich ihr Wohlwollen für mein Projekt gewinnen könnte – mit 99%iger Sicherheit darauf bestehen, für dessen Durchführung eine Räumlichkeit zu kaufen oder zu mieten, weil eine solche Unternehmung in unserer eigenen Wohnung zu sehr den Anstrich einer eigenwilligen Privatinitiative hätte (oder was auch immer als Grund angegeben würde). Dieser Schritt würde aber unweigerlich zu einer langen Diskussion über Budgetfragen, Mittelbeschaffung usw. führen.

Dann käme bestimmt irgendein schlauer Kopf auf die Idee, wenn wir schon so etwas machten, dann sollten wir es doch gleich „richtig“ machen, d.h. als staatlich anerkannte „Akademie“ usw. Das würde uns viel mehr Türen öffnen und den Einfluss unserer Arbeit ausweiten. (Trifft nach den Massstäben dieser Welt sicherlich zu.) – Somit würde ein Bewilligungsverfahren beim Erziehungsministerium eingeleitet. Auf den Unterlagen dafür könnten wir aber nicht als Verantwortliche figurieren, da weder meine Frau noch ich ein gültiges Lehrerdiplom haben. Es müsste also zuerst ein „Alibi-Lehrer“ gesucht werden, der für uns unterschreiben würde. Das wiederum würde zu einem Kompetenzenkonflikt zwischen diesem Lehrer und uns führen, was von Anfang an den Erfolg des Projektes in Frage stellen würde.

Über diesen mehrfachen Bewilligungsverfahren (zuerst bei unserer eigenen Institution, dann bei den staatlichen Instanzen) wäre der grösste Teil des Schuljahres bereits verstrichen. Aber angenommen, diese Verfahren hätten Erfolg und wir könnten wirklich beginnen: auch dann wäre unsere Arbeit noch nicht sicher. Wir müssten jederzeit damit rechnen, dass die Institutionsleitung willkürlich unsere besten Mitarbeiter in andere Arbeitszweige versetzen würde und uns (wenn überhaupt) andere, unerfahrene und ungeeignete Mitarbeiter zuteilen würde. (Ich schreibe aus Erfahrung. Die meisten meiner vergangenen – institutionellen – Projekte sind genau aus diesem Grund eingegangen.)

Jetzt komme ich erst zum Hauptpunkt: Schon ziemlich am Anfang dieses institutionellen Hürdenlaufs wäre das Wesentliche verlorengegangen, das für die meisten Kinder der eigentliche Grund ist, überhaupt zu uns zu kommen und nicht zu einem anderen existierenden Hilfsangebot: nämlich dass wir eine Familie sind und eben nicht eine Institution. Genau jene Kinder, die gegenwärtig am meisten unsere Hilfe nötig haben und davon profitieren, wären gar nicht erst zu uns gekommen.

Ganz zu schweigen davon, dass viele Eltern ihre Kinder nicht zur Hausaufgabenhilfe einer „Sekte“ senden würden. Wir haben herausgefunden, dass viele unserer Nachbarn religiösen Organisationen gegenüber misstrauisch sind – und die meisten von ihnen haben gute Gründe zum Misstrauen. (Etwa ein Drittel von ihnen sind ehemalige Mitglieder evangelischer Gemeinden.) Gerade der Umstand, dass wir keiner solchen Organisation angehören, ermöglicht unbefangene Glaubensgespräche. Wir hoffen, dass so einige von den Gemeinden enttäuschte Menschen dennoch wieder einen Zugang zu Jesus finden können, unabhängig von vergangenen schlechten Erfahrungen und ohne den Druck, „Mitglied“ einer „Organisation“ werden zu müssen. Viele von ihnen sind nicht grundsätzlich dem Glauben abgeneigt; sie stossen sich nur an dessen verzerrter Form, der sie in den Gemeinden begegnet sind. – Ein gemeindlich-institutionalisiertes Hilfsprogramm wird dagegen – mit wenigen Ausnahmen – nur solche Menschen anziehen, die sich bereits im Dunstkreis evangelischer Tradition bewegen, und die gerade deshalb „Glauben an Jesus“ mit „Mitgliedschaft in einer Organisation“ verwechseln.

Die Kinder, die zu uns kommen, sind noch weit davon entfernt, das Evangelium von Jesus Christus zu verstehen. Aber ihre „Sehnsucht nach Familie“ zielt in die richtige Richtung – im Gegensatz zur „Sehnsucht nach Institution“ oder zur „Sehnsucht nach religiöser Betätigung“, die ich in einigen anderen Menschen beobachte. Christliche Gemeinde ist in erster Linie Familie, nicht Institution. Wenn ein Attribut Gottes es verdient, besonders hervorgehoben zu werden, dann ist es: „VATER“. Nicht nur der Vater von Jesus, sondern auch der Vater einer Familie, zu der jeder wahrhaft Gläubige gehört.

Hierzu ein beachtenswerter Denkanstoss von Wolfgang Simson:

„Die Art von Gemeinde, die wir hier auf Erden haben, hängt stark davon ab, wie wir uns Gott im Himmel vorstellen. Wenn wir glauben, wir hätten einen ‚Lehrer im Himmel‘, dann wird die Gemeinde zu einem Schulzimmer, wo wir uns Notizen machen und sie gleich anschliessend vergessen. Wenn wir glauben, Gott sei ein Richter, dann sieht die Gemeinde wie eine Polizeistation aus. Wenn wir glauben, Gott sei ein Arzt, dann wird die Gemeinde wie ein Spital, wo wir einander die Wunden verbinden und dann einander wieder von neuem verletzen. Wenn wir glauben, Gott sei ein General, dann wird die Gemeinde zu einer Armee. Aber wenn wir verstehen, dass Gott in erster Linie ein Vater ist, dann wird die Gemeinde wie eine Familie sein.“

Deshalb glaube ich, ein Kind, das nach einer echten Familie sucht, hat die besten Voraussetzungen dafür, den Vater im Himmel zu finden und kennenzulernen.

Was Europa Perú verdankt

16. Januar 2010

(bzw. Südamerika)

Kartoffeln

Das typische Schweizer Gericht „Rösti“ ist eigentlich gar nicht schweizerisch, denn Kartoffeln waren in Europa vor der Entdeckung Amerikas unbekannt. Auch Pommes Frites, Kartoffelstock, usw. kannten unsere Vorfahren vor gut 500 Jahren noch nicht. Es wird gesagt, dass dank der Einführung der Kartoffel am Anbruch der Neuzeit in Europa eine Hungerkatastrophe vermieden wurde. Aber nicht jedermann wusste mit dem fremdländischen Gewächs umzugehen: Manche versuchten zuerst die grünen, runden Früchtchen oder die Blätter zu essen, bis sie merkten, dass die ins Feuer geworfenen Wurzeln einen unerwarteten Wohlgeruch ausströmten.

Im peruanischen Hochland, dem Herkunftsgebiet der Kartoffel, gibt es heute noch Dutzende von Kartoffelsorten und ähnlichen Knollengewächsen, die in Europa unbekannt sind.  In der Stadt Cajamarca ist z.Z. ein Kartoffelmuseum im Bau.

(Oben: Mashua)

Mais

Auch der Mais stammt aus dem peruanischen Hochland. In der Umgebung von Cusco, im „Heiligen Tal“ der Inkas, gedeihen die grössten Maiskörner der Welt. Auf dem Stadtplatz von Urubamba, dem Hauptort jener Region, ist dem Maiskolben ein Denkmal errichtet worden.

In Europa scheint der Mais nicht so schnell als Nahrungsmittel akzeptiert worden zu sein. In einem Buch von 1921, „Creative Chemistry“, schreibt der amerikanische Autor Edwin E.Slosson:

„Die Ernährungsgewohnheiten ändern sich nur schwer, und die Mehrheit der Einwohner der Alten Welt ignorieren immer noch die Köstlichkeiten des indianischen Puddings, des Maiskuchens, des süssen Maiskolbens und des Popcorn. Ich erinnere mich, wie ich vor dreissig Jahren in London an einem Marktstand einen Haufen verschmähten Popcorns sah, mit einer Anschrift: „Neue amerikanische Süssigkeit. Bitte probieren Sie eines.“ Aber ich war der einzige, der dieser kläglichen Bitte nachgab.
Jedesmal, wenn um Hilfe gebeten wurde bei einer Hungersnot in Armenien, Russland, Irland, Indien oder Österreich, antworteten die Vereinigten Staaten mit einer Schiffsladung Mais; aber ihre Grosszügigkeit kühlte sich ab, als sie entdeckten, dass ihre Gabe als Beleidigung angesehen wurde, oder sogar als Versuch, die verarmte Bevölkerung zu vergiften. Die Leute sagten, sie würden lieber sterben, als so etwas zu essen – und einige starben wirklich.
Das Landwirtschaftsministerium der USA sandte „Maismissionare“ nach Europa, erfahrene Agronomen und Müller und Köche, um Maispudding und Maiskuchen zu verschenken. Aber ihre Werbung machte wenig Eindruck, und heute sagt man den Amerikanern, sie sollten mehr von ihrem eigenen Mais essen, denn die kriegsgeschädigten Europäer würden ihn nicht anrühren. Auf ähnliche Weise rebellierten die Münchner Bettler gegen die Kartoffelsuppe, als der Ernährungspionier Rumford diese transatlantische Mahlzeit einzuführen versuchte.“

Der Autor fährt dann fort mit einer Aufzählung, was in der amerikanischen Industrie alles hergestellt wird aus Mais (bereits vor einem knappen Jahrhundert!): Öl – und aus diesem wiederum Margarine, Seife, Glyzerin, u.a; Gummi; Stärke; Zucker; Klebstoff; Sprengstoff; Alkohol.

Tomaten

Ja, auch die Tomaten stammen aus Südamerika und waren in Europa unbekannt. Keine Pizza, kein Ketchup… Wie die Kartoffeln, so wurden auch die Tomaten in Europa zuerst für nicht essbar und sogar giftig gehalten.

Schokolade

Schokolade ist keine Erfindung von Schweizer Konditoren. Sie stammt ebenfalls aus Amerika. Allerdings nicht aus Perú, sondern aus Mexiko. So steht es in einem Buch über Entdeckungen und Erfindungen:

„Als die Spanier nach Amerika kamen, fanden sie, dass die Azteken ein Getränk tranken, das sie in ihrem Dialekt „Chocolatl“ nannten. Es bestand aus Kakaobohnen, Mais, Honig, Vanille und Gewürzen. Kolumbus nahm 1502 einige Kakaobohnen nach Spanien mit, wo das Rezept des Aztekengetränks verbessert wurde, indem Zucker hinzugefügt wurde. So wurde es zum Modegetränk des europäischen Adels.“

Erdnüsse

Diese werden ja auch heute noch aus Amerika eingeführt. „Spanische Nüssli“ werden sie in der Schweiz genannt; aber natürlich kommen sie nicht aus Spanien, sondern wurden von den Spaniern aus Amerika mitgebracht. Ihr französischer Name, „Cacahuètes“, kommt vom ursprünglichen mexikanischen Namen „Cacahuates“.

Truthühner

Zu Weihnachten wird hier in den meisten Häusern der traditionelle „Pavo“ (Truthahn) serviert. Tatsächlich stammt auch dieses Tier aus Perú und war den Europäern des Mittelalters unbekannt. Es ist ein so peruanisches Tier, dass es (nach Auskunft einer Brasilianerin) in Brasilien „Perú“ genannt wird.

Meerschweinchen

Schon ihr Name besagt, dass diese niedlichen Tiere nicht in Europa heimisch sind: „Schweinchen, die über das Meer kamen“. In ihrer Heimat, dem peruanischen Hochland, dienen sie nicht als Spieltierchen, sondern zur Bereicherung des Speisezettels. In Spezialitätenrestaurants werden gebratene Meerschweinchen als teure Delikatesse serviert. Die meisten Familien halten aber ihre eigenen Meerschweinchen, die jeweils an Geburtstagen und anderen Familienfesten geschlachtet werden.
In manchen Gegenden des Hochlandes gibt es immer noch wilde Meerschweinchen. Diese sind ganz schwarz und werden normalerweise nicht gegessen, da ihr Fleisch nicht so wohlschmeckend ist wie jenes der domestizierten Variante. Dafür werden ihnen von Medizinmännern Heilkräfte nachgesagt.

– In Europa noch nicht wirklich „entdeckt“ worden sind:

Quinua, Kiwicha (auch Amaranth genannt) und Kañiwa

Diese drei unter sich sehr ähnlichen Getreidesorten mit rötlicher Schale gehörten zur traditionellen Ernährung der Inkas. Heute werden sie etwas weniger häufig angebaut, da ihre Ernte und Verarbeitung sehr arbeitsintensiv sind. Sie werden aber von Ernährungswissenschaftern sehr empfohlen, da sie an Proteinen und anderen Nährstoffen reicher sind als andere Getreidearten. Ein Hersteller von Kiwicha-Produkten macht damit Werbung, dass dieses Korn von der NASA als eines der Nahrungsmittel für Astronauten auf Raumflügen ausgesucht wurde.

Quinua wächst auch in unserem Garten.

Kañiwa-Körner

– Nun soll nicht verschwiegen werden, dass auch die amerikanische Ernährung durch europäische Tier- und Pflanzenarten bereichert worden ist. Dazu gehören einige Getreide- und Gemüsearten, und dann insbesondere Kühe und Schafe. Tatsächlich kannten die peruanischen Ureinwohner keine Milch! Das ist schon dadurch belegt, dass es in der Quechua-Sprache keine Wörter für „Milch“ und „Käse“ gibt. (Muttermilch wird „Ñujñu“ genannt, das ist dasselbe Wort wie für „Brust“ und kann nicht auf Tiermilch angewendet werden.) – Und gemäss dem Bericht eines spanischen Chronisten gab es im Hochland von Cusco vor der Ankunft der Eroberer auch keine Fliegen…