Archive for April 2020

Die innerperuanische Migrantenkarawane

27. April 2020

Perú befindet sich wahrscheinlich unter den Ländern mit den strengsten Quaräntäne-Massnahmen, die zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie dienen sollen. Niemand darf sein Haus verlassen, ausser um Lebensmittel oder Medikamente einzukaufen, oder wer im Lebensmittelhandel oder Gesundheitswesen arbeitet. Geschäfte, die nicht zu diesen Sparten gehören, mussten schliessen. (Zusätzlich sind nur noch Banken, offiziell genehmigter Journalismus, sowie natürlich Polizei und Militär erlaubt.) Der Gebrauch sowohl öffentlicher wie privater Verkehrsmittel ist verboten. Auch Warentransporte (ausser Lebensmittel), Post- und Kurierdienste sind stillgelegt; Geschäfte dürfen also auch keine Hauslieferungen durchführen. Nachts und sonntags herrscht totale Ausgangssperre.

Als diese Massnahmen eingeführt wurden, soll gemäss Umfragen die Zustimmung der Bevölkerung zur Regierungspolitik von 52% auf 87% gestiegen sein – während in normalen Zeiten ein peruanischer Präsident ab seinem zweiten Regierungsjahr froh sein kann, wenn er auf über 20% Zustimmung kommt. Das ist anscheinend typisch für Perú, und für die meisten der ehemaligen spanischen Kolonien: Man möchte lieber einem „starken Mann“ folgen, statt selber Verantwortung zu übernehmen. Deshalb ist dieser Teil der Welt ein fruchtbarer Nährboden für alle Arten von Diktatoren.
Aber wie ich aus den Nachrichten vernehme, geschieht dasselbe auch in anderen Teilen der Welt – auch in Europa. Wie ein Kommentator sagte: „Diktaturen werden selten mit Gewalt eingeführt. Viel häufiger begrüsst die Bevölkerung die Zerstörung ihrer Freiheiten mit tosendem Applaus.“

Als Folge dieser seit sechs Wochen geltenden Massnahmen zeichnet sich jetzt eine humanitäre Katastrophe von unabsehbarem Ausmass ab. Das halbe Land ist arbeitslos. Nach einer Umfrage müssen mindestens 29% der Peruaner damit rechnen, auch nach Aufhebung der Quaräntäne ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen zu können.

In Perú gibt es eine umfangreiche innere Migration. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind hunderttausende von Menschen vom Land in die grösseren Städte, und von dort in die Hauptstadt Lima gezogen. Viele von ihnen arbeiteten dort als informelle Händler auf der Strasse, oder verrichteten einfache Handwerksarbeiten. Alle diese Tätigkeiten sind jetzt verboten. Viele dieser Menschen, die keine Ersparnisse haben, stehen vor dem Hungertod.
Nach Ostern machten sich rund 600 von ihnen auf, um zu Fuss in ihre über 500 Kilometer entfernte Heimat zurückzukehren. Nach etwa 50 Kilometern wurden sie von einer Polizeisperre aufgehalten, nach Lima zurück transportiert und in einem Fussballstadion untergebracht: Sie müssten dort eine 15-tägige Quaräntäne verbringen, und dann werde die Regierung sehen, wie sie Busse organisieren könne für ihre Heimreise.
Aber inzwischen haben sich viele weitere solche Gruppen nach allen Himmelsrichtungen aufgemacht. Die Zahl dieser Migranten wird jetzt auf Zehntausende geschätzt, und könnte bis auf eine halbe Million anwachsen. Einige Gruppen sind aufgehalten worden und übernachten jetzt unter freiem Himmel in Parks und ähnlichen Orten. Andere wandern weiter. Um Nahrung und Wasser zu erhalten, sind sie auf die Grosszügigkeit von Anwohnern angewiesen.

Auch Personen, die eine feste Anstellung hatten, sind betroffen. Statt eine Lockerung der Massnahmen und eine Wiederaufnahme der Arbeit zu verlangen, fiel der peruanischen Handelskammer nichts Besseres ein, als die Regierung um ein erleichtertes Verfahren für Massenentlassungen zu bitten – was auch bewilligt wurde. Niemand hat eine Ahnung, wie die dadurch entstehenden Probleme je gelöst werden sollen.

Die Regierung hat die Regionalregierungen damit beauftragt, Rückführungsoperationen für die Migranten zu organisieren. Doch diese sind damit hoffnungslos überfordert. Über 16’000 Personen haben sich in die Warteliste eingetragen, um in die Region Cusco zurückzukehren; aber der Gouverneur von Cusco hat erklärt, er könne höchstens für 600 Personen die Reise finanzieren. Nach Cajamarca möchten rund 70’000 Personen zurückkehren. In mehreren Regionen funktioniert schon die Warteliste nicht: Die veröffentlichten Internet-Links und Telefonnummern stellten sich als ungültig heraus.

Zu allem Überfluss hat die reisserische Berichterstattung der Massenmedien eine allgemeine Panik verursacht, vor allem in ländlichen Gebieten. An vielen Orten wurden Bürgerwehren organisiert, welche auf eigene Faust alle Zugangswege absperren, damit keine Auswärtigen ins Dorf gelangen können. Auch landwirtschaftliche Märkte können unter diesen Bedingungen nicht mehr stattfinden. Manche dieser Dörfer haben gemeinschaftlich beschlossen, dass sie selbst ihre eigenen Landsleute, die aus Lima zurückkehren, nicht aufnehmen wollen. „Die Regionalregierung soll sich um sie kümmern, aber hierher kommen sie nicht. Das ist ein Beschluss des ganzen Dorfes. Wir alle könnten uns mit diesem Virus anstecken, und dazu sind wir nicht bereit“, erklärte ein Gemeindevertreter der Presse gegenüber.

Wer wird einmal Rechenschaft ablegen müssen für diese alarmierenden Zustände? Die Medien, welche die Gefährlichkeit dieses Virus in unverantwortlicher Weise aufbauschen und übertreiben? Die Politiker, die dem Diktat internationaler Organisationen folgen und sich gegenseitig mit drastischen Massnahmen überbieten, um ihre „Führungsqualitäten“ zur Schau zu stellen? Die Weltgesundheitsorganisation und andere internationale Meinungsmacher, die mit ihren irreführenden und politisch motivierten Verlautbarungen an der allgemeinen Panik auch nicht unschuldig sind?

Wer nicht nur unkritisch die Berichterstattung der Massenmedien übernehmen möchte, dem empfehle ich, sich hier zu informieren. Alle Informationen auf der verlinkten Seite sind mit Quellen dokumentiert. Viele davon stammen von anerkannten Fachleuten, die aber in der Presse kaum zur Sprache kommen.

Quellen zu den obenerwähnten Nachrichten: Meldungen der letzten Woche in „La República“ und „El Comercio„, Lima.

Die ganze Welt macht Homeschooling. Wirklich??

20. April 2020

Nachdem jetzt ein grosser Teil der Welt schon mehrere Wochen unter Hausarrest steht, muss auch die (Schul-)Bildung notgedrungen zuhause stattfinden. Deshalb bieten viele entwickelte Länder jetzt Hilfsmittel an, mit denen Kinder (oder Eltern und Kinder zusammen) zuhause lernen können. Auch in weniger entwickelten Ländern wie z.B. hier in Perú versucht man es wenigstens. Nur in Deutschland tut man sich offenbar noch schwer damit, wie ich aus Pressemitteilungen entnehme. Da ist das Vorurteil „Ohne Lehrer kann man nicht lernen“ offenbar noch zu tief verwurzelt. Aber selbst aus dem bildungsmässig so unterentwickelten Deutschland lese ich, dass einige Orte angefangen haben, Schulbildung per Internet zu vermitteln.

In diesem Zusammenhang taucht jetzt in einigen Nachrichtenmedien das Wort „Homeschooling“ auf. Nun ja – wörtlich bedeutet das „Schule zuhause“. Technisch gesehen könnte man also diesen Begriff tatsächlich auf die gegenwärtige Situation anwenden. Doch ein Grossteil der Familien, die tatsächlich Homeschooling praktizieren, dürfte das anders sehen. Was die staatlichen Bildungsinstitutionen gegenwärtig einzuführen versuchen, ist Fernunterricht. Der wichtigste Unterschied ist folgender:

Der Kerngedanke des Homeschooling besteht darin, dass für Erziehung und Bildung die Familie zuständig ist, nicht der Staat. Somit ist es jede Familie, die eigenständig darüber entscheidet, welche Themen, Lerninhalte und Methoden den Bedürfnissen ihrer Kinder entsprechen. Damit wird sichergestellt, dass jedes Kind die Art von Ausbildung erhält, die ihm gemäss seinen persönlichen Eigenheiten den grössten Nutzen bringt. Beim Fernunterricht dagegen ist es die Schule, und letztlich die staatliche Regierung, welche die Lerninhalte, Materialien, und z.T. sogar Zeitpläne festlegt. Homeschooling ist Unabhängigkeit vom staatlichen Schulsystem, und kindgemässe Bildung. Fernunterricht dagegen zwängt das Schulsystem in die Wohnstube.
Nun ist die Homeschool-Bewegung nicht ganz unschuldig an dieser Begriffsverwechslung. Statt „Homeschooling“ hätte man ja ein weniger missverständliches Wort wählen können, wie z.B. „Bildung zuhause“, oder „Bildung in der Familie“. Und ein gewisser Prozentsatz von Homeschooling-Familien praktiziert tatsächlich Fernunterricht.
Als unsere Kinder ins Schulalter kamen, und wir uns nach Personen und Organisationen umsahen, die uns auf unserem Bildungsweg begleiten und unterstützen könnten, wurden wir u.a. auf die Deutsche Fernschule aufmerksam gemacht. Doch auf den zweiten oder dritten Blick sahen wir bereits, dass dieser Weg für uns nicht in Frage kam. Da wurde hauptsächlich aufgezählt, wieviele Diktate, Grammatikübungen, Mathematikarbeiten usw. die Schüler jeden Monat schreiben müssten. Also dieselben geisttötenden Routineaufgaben, auszuführen in einem sinnentleerten intellektuellen Vakuum, wie in allen Staatsschulen. Nur dass wir als Eltern die Rolle des Zuchtmeisters spielen müssten, statt diese undankbare Aufgabe einem staatsbesoldeten Kinderdompteur überlassen zu können. – Bald darauf fanden wir in den Vorschlägen von Raymond und Dorothy Moore ein flexibles, kinder- und elterngerechtes pädagogisches Modell. Damit wurde die Ausbildung unserer Kinder bis zum Universitätseintritt zu einem befriedigenden und erfolgreichen Abenteuer.

Schon damals haben wir gesehen, dass eine „Schule zuhause“, wörtlich so verstanden, unsere Beziehung zu unseren Kindern stark belasten würde. Für Kinder ist es wichtig, Eltern zu haben, denen sie vertrauen können, die ihnen Verständnis entgegenbringen, und deren Zuneigung nicht von Leistung abhängig gemacht wird. Diese Vertrauensbeziehung wird zerstört, wenn Eltern die Rolle eines Lehrers übernehmen wollen oder müssen. (Deshalb tun sich erfahrungsgemäss gerade jene Eltern, die von Beruf Lehrer sind, am schwersten damit, die Prinzipien einer guten Bildung zuhause zu verstehen und anzuwenden.)

Genau das dürfte die Wurzel vieler Probleme sein, die manche Familien gegenwärtig mit dem Fernunterricht haben. Sie sehen sich gezwungen, den schulischen Leistungsdruck auf direkteste Weise an ihre Kinder weiterzugeben – oft im Zusammenhang mit Aufgaben von relativ geringem pädagogischem Wert. Gleichzeitig wird es ihnen schwergemacht, jene Themen oder Aktivitäten wahrzunehmen, für die die Kinder bereits von sich aus motiviert wären.
Schlimm ist es, wenn dann Journalisten schreiben, wie unzufrieden viele Eltern mit dem sogenannten „Homeschooling“ seien. Berichtigen Sie das bitte: Fernunterricht, nicht Homeschooling!

Dabei haben auch staatliche Stellen manchmal ganz gute Ideen. So fand ich z.B. in einem Dokument der Thurgauer Pädagogischen Hochschule, „Fernunterricht gestalten„, die folgenden kurz gefassten Hinweise:

„Weniger ist mehr!
Fernunterricht ist für Lehrpersonen und Schüler/innen neu; daher sind technische, soziale und organisatorische Reibungsverluste zu erwarten
Stoffmenge reduzieren; Schwerpunkte setzen, Lernzuwachs entsteht insbesondere in den Bereichen Online-Kollaboration und Selbst-Organisation
Bewusst machen: was ist wirklich wichtig?
Stundenplanstrukturen auflösen, Lernen flexibilisieren
von aktuellen Ereignissen / Phänomenen ausgehen (z. B. Corona Pandemie)
Gesamtworkload abstimmen und begrenzen (Lead: Klassenlehrperson)
(…)
Selbstbestimmung ermöglichen, Differenzieren
flexible Zeiteinteilung (z.B. durch Wochenplanarbeit)
eigene Themen auswählen lassen, projektartiges Arbeiten ermöglichen
Pflicht- und Zusatzaufträge anbieten, Wahlmöglichkeiten zulassen
nach Möglichkeit aktivierende und produktive Aufgaben stellen
mit Schüler/innen gemeinsam Themen und Abläufe planen (sofern möglich)“

(Unterstreichungen von mir hinzugefügt.) Wo solche Hinweise beherzigt werden, ist der Erfolg sicher viel besser, als wenn es, wie sich eine Mutter aus einer anderen Umgebung im Internet beklagte, den Kindern ständig „Hausaufgaben aufs Handy regnet“. Falls Sie sich in letzterer Situation befinden sollten, dann kann ich Ihnen und Ihren Kindern zuliebe nur raten, da einen grossen Regenschirm aufzuspannen und diesen Hausaufgaben-Regen abzuwehren: „Nein, das musst du jetzt wirklich nicht auch noch machen. Tu, was dir eine Hilfe ist beim Lernen, und dann ersetzen wir die anderen Aufgaben durch etwas Interessanteres …“

Nun ist natürlich auch ein „echtes“ bzw. kindgemässes Homeschooling nicht jedermanns Ding. Homeschooling bzw. Fernunterricht per Regierungsdekret obligatorisch zu machen, ist genauso verfehlt, wie es zu verbieten. Beides untergräbt die Eigenverantwortung der Familie. Es ist gut und richtig, dass Schulverantwortliche Hilfsmittel zum Fernunterricht zur Verfügung stellen. Aber den einzelnen Familien sollte die Entscheidung überlassen werden, ob und wie weit sie von diesen Hilfsmitteln Gebrauch machen. Sonst ist das Ergebnis das genaue Gegenteil von richtigem Homeschooling: nämlich dass der Staat den Familien auch noch diktiert, was sie in ihrem ureigensten Privatbereich zu tun und zu lassen hätten.
Und auch falls uns wieder einmal Friedenszeiten beschert sein sollten, dann ist es gut und richtig, dass der Staat Schulen anbietet; aber auch dann sollte den Familien die Entscheidung überlassen werden, ob und wie weit sie von diesem Angebot Gebrauch machen möchten. So wie man jetzt Verständnis dafür hat, dass es manchen Familien schwerfällt, ihre Kinder selber auszubilden, so sollte man dann auch Verständnis haben dafür, dass für manche Kinder und Familien die Schule nicht die geeignete Bildungsform ist.

Auferstehung ohne Kirchen. Was will Gott uns damit sagen?

13. April 2020

An den diesjährigen Osterfeiertagen (2020) blieben so gut wie alle Kirchen auf der Welt geschlossen. Es muss einen ernsthaften Grund geben, dass Gott so etwas zulässt. Ich erlaube mir hier, einige Gedanken dazu mitzuteilen. Prüfen Sie anhand der Bibel, ob Folgendes zutreffend ist.

Während der vergangenen Wochen ist mehrfach zu Gebet und sogar Fasten aufgerufen worden, und ist 2.Chronik 7,13-14 zitiert worden:

„Wenn ich den Himmel verschliesse, sodass kein Regen fällt; wenn ich Heuschrecken entbiete, das Land abzufressen; oder eine Seuche loslasse gegen mein Volk; und es demütigt sich dann mein Volk, das nach meinem Namen genannt ist, und sie beten und suchen mein Angesicht und bekehren sich von ihrem bösen Wandel, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land wieder heilen.“

Doch mir scheint, wenige haben ihr Augenmerk auf die Worte gerichtet: „…und bekehren sich von ihrem bösen Wandel“. Das bedeutet nicht nur mit den Lippen „Sünden zu bekennen“. Es bedeutet aufhören, das Böse zu tun, und stattdessen das Gute zu tun, in der Tat und wahrhaftig.
Und wer soll das tun? Die ungläubige Welt, die „Aussenstehenden“ (aus der Sicht der Kirche)? – Nein! „Mein Volk“ ist es, jene, die sich als „Gemeinde Gottes“ identifizieren, die von ihren bösen Wegen umkehren sollen. So sagt auch Paulus: „Wozu soll ich die Aussenstehenden richten? Richtet ihr etwa nicht jene, die drinnen sind? Die Aussenstehenden wird Gott richten. Aber ’schafft den Bösen weg aus eurer Mitte!‘ „ (1.Korinther 5,12-13)

Und Petrus sagt: „Denn es ist Zeit, dass das Gericht beginne beim Haus Gottes.“ (1.Petrus 4,17)
Ich finde keine andere Erklärung als diese: Die gegenwärtige Situation ist ein Gericht Gottes, ein lauter Ruf an die Kirche zur Umkehr, wenn es denn noch möglich ist.
Solange das Volk Gottes nicht von seinen bösen Wegen umkehrt, sind alle Gebete nutzlos. Wie viele Gebetsversammlungen, tatsächliche und virtuelle, sind ihres Gehalts entleert, weil die Teilnehmer kommen und gehen und weiter dieselben Sünden begehen?

Gott lehrt uns ausserdem, dass das Gericht bei den Leitern beginnt:

„Tötet Alte, Jünglinge und Jungfrauen, Kinder und Frauen; vernichtet sie alle! Doch keinen, der das Zeichen trägt, dürft ihr anrühren. Bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen. Und sie fingen bei den Ältesten an, die vor dem Tempel standen.
(Ezechiel 9,6)

Verstehen wir die Tragweite dessen, was geschehen ist? Blicken Sie um sich, und Sie werden sehen, wie überall die Organisationen, die sich „Kirchen“ nennen, unter dem Gericht Gottes stehen. Alle sind sie geschlossen worden. So etwas ist in der ganzen Geschichte der westlichen Welt noch nie vorgekommen, seit im 4.Jahrhundert das Christentum erlaubt wurde! Nie gab es eine derartige totale Kirchenschliessung in Ländern, wo eine Mehrheit sich immer noch nominell zum Christentum bekennt. Auch in Kriegs- und Notzeiten waren die geistlichen und karitativen Aktivitäten der Kirchen immer erlaubt geblieben. Gegenwärtig aber ist mir keine einzige Regierung auf der Welt bekannt, welche christliche Versammlungen noch als „essenzielle“ und rechtmässige Tätigkeit anerkennt. Sogar der Vatikan musste sich beugen. In vielen Ländern sind auch die Hausgemeinden betroffen. Das ist ein noch nie dagewesener, kolossaler historischer Einschnitt!

Was für Gründe könnte Gott haben?

Für meine Umgebung auf der anderen Seite des Atlantiks fällt es mir nicht schwer, eine Anzahl konkreter Gründe aufzuzählen. Europa ist weit weg für mich; die ihr dort wohnt, wisst vielleicht besser, worauf genau Gott seinen Finger legen will. Doch sehe ich, dass in einem grossen Teil der Welt viele Kirchen (inbegriffen Freikirchen) bald mehr zur Verunehrung Gottes beitragen als zu seiner Ehre. Wenn Kirchen (inbegriffen Freikirchen) schlechte Presse haben, dann kann es nicht nur an der Presse liegen.

Hier nur ein paar Stichworte:

– Menschenworte und Menschenmeinungen haben die Überhand bekommen über Gottes Wort. Da, wo die Bibel „historisch-kritisch“ auseinandergenommen wird und Theologen aus zweitausendjährigem Abstand meinen, besser zu verstehen, was die Verfasser gemeint haben (sollen), als die Verfasser selber. Da, wo man überhaupt vergessen hat, dass die Kirche Gott gehört, und zu einem weltlich-politischen Debattierclub verkommen ist. Aber auch da, wo autoritäre Leiter sich als das unfehlbare Sprachrohr Gottes ausgeben, unbedingten Gehorsam verlangen, und in der Praxis den Platz einnehmen, der nur Jesus zukommt..

– Die Wiedergeburt als radikale Lebensveränderung wird immer weniger gelehrt, und noch weniger erlebt. „Mit Christus bin ich gekreuzigt; und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Und was ich jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes …“ (Galater 2,20) – Immer weniger Kirchenführer können dies als eine Realität iin ihrem Leben bezeugen. Es wird vielleicht noch gesagt: „Wir sind alle Sünder und nur aus Gnade gerettet“ – aber die Bibel antwortet darauf: „Sollen wir in der Sünde weitermachen, damit wir mehr Gnade erhalten? Niemals! Die wir inbezug auf die Sünde gestorben sind, wie können wir noch in ihr leben?“ (Römer 6,1-2.) Auch in jenen Kirchen, die noch von „Bekehrung“ sprechen, wird daraus oft ein leeres Ritual gemacht („Sprich mir dieses Gebet nach, wenn du errettet werden willst“). Niemand im Neuen Testament ist auf solche Weise wiedergeboren worden.

– Unrechtmässige Bereicherung, Machtmissbrauch, sexueller Missbrauch, und andere grobe Sünden werden auch und gerade von Kirchenführern begangen. Auch in Europa. Und damit nicht genug: Oft werden die Täter gedeckt und die Opfer zum Schweigen gebracht; während die Leiter sich äusserlich einen Anschein von Ehrbarkeit und hochstehender Moral geben. Oft geschieht das gerade in jenen (Frei-)Kirchen, die sich in ihrem Bekenntnis der Bibeltreue verpflichtet haben. Die Worte Jesu in Matthäus 23 treffen hier zu – ein Kapitel, über das kaum je gepredigt wird.

– Die Kirche ist zum Götzen geworden. Das „christliche Leben“ vieler Kirchenmitglieder beschränkt sich darauf, kirchliche Anlässe zu besuchen und kirchliche Projekte zu unterstützen. Aber sie suchen selber Gott nicht; sie sprechen kaum mit ihm, sie lesen kaum ihre Bibel, sie richten ihr persönliches Leben nicht nach dem aus, was Gott sagt. In der neutestamentlichen Gemeinde waren Zusammenkünfte der Ort, wo Nachfolger Jesu einander gegenseitig auferbauten mit dem, was Gott in ihrem Leben getan hatte. Heute sind sie zu einem Ersatz für das Wirken Gottes im persönlichen Leben geworden.

Das sind nur einige Streiflichter. Wenn wir etwas zum Götzen machen, muss uns Gott dann nicht diesen Götzen wegnehmen? Wenn Gott verunehrt wird an genau den Orten, die seinen Namen tragen, muss er dann nicht diese Orte schliessen? Wenn die institutionellen Kirchen nicht mehr da sind (oder nicht mehr funktionieren können), dann sind wir gezwungen, wieder selber Gott zu suchen, um seiner selbst willen.

„Aber Gott kann doch nicht seine eigenen Kirchen schliessen wollen?!“ – So sprachen auch die Juden, während die babylonischen Armeen im Anmarsch waren: „Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist hier!“ (Jeremia 7,4) „Gott wird doch nicht zulassen, dass wir vernichtet werden!“ – Aber wissen, dass Gott es sehr wohl zuliess, und sein Volk wurde in Gefangenschaft geführt, weil ihre Lebensweise Gott verunehrt hatte vor aller Welt.
Dasselbe wiederholte sich im Jahr 70. Die Juden erwarteten, dass Gott ihnen Sieg geben würde über die Römer. Aber er liess es zu, dass der Tempel in Jerusalem zum zweiten Mal zerstört wurde.
Die wir uns Nachfolger Jesu nennen, werden wir umkehren? oder werden wir die Geschichte ein weiteres Mal wiederholen?

Wenn wir denken, unsere Kirchen und Gemeinschaften seien doch nicht so schlecht, dann sollten wir uns einmal die Urgemeinde genauer ansehen. Die Reinheit, Heiligkeit und Kraft der Urgemeinde war so überwältigend, dass aussenstehende Beobachter hin- und hergerissen waren zwischen Bewunderung und tiefer Furcht (Apostelgeschichte 5,11-13). Sünde konnte nicht verborgen bleiben. Eine Gemeinschaft von Menschen, in denen der Heilige Geist wirkt, ist grundverschieden von den heutigen Kirchen. Wollen wir uns nicht zum Ziel setzen, dorthin zurückzukehren, solange wir noch die Möglichkeit dazu haben?

Das erfordert allerdings eine radikale Umkehr und Lebensveränderung; sicher auch Schritte der Wiedergutmachung. Mögen wir in diesen Tagen erkennen, was Gott von uns erwartet, und es von ganzem Herzen tun. Denken wir aber nicht, dass wir damit etwas von Gott erzwingen oder herbeimanipulieren könnten – z.B. dass die Seuche zu Ende geht, oder dass die Kirchen wieder geöffnet werden. Dass wir wieder in eine richtige Beziehung zu ihm kommen, ist ihm sicher viel wichtiger.

Zitat von vorgestern für übermorgen: Warum werden die Christen verfolgt?

5. April 2020

Die folgenden Zitate sind viele Jahrhunderte alt, und deshalb nicht mehr so aktuell … aber man weiss nie, ob sie bald wieder aktuell werden:

„[Zu Gott] erheben wir unsere Augen, mit ausgestreckten Händen, weil wir frei von Sünde sind; mit entblösstem Haupt, weil wir uns nicht zu schämen brauchen; und ohne einen Überwacher, weil unser Flehen von Herzen kommt. Ohne Unterlass bringen wir für alle unsere Kaiser Gebete dar. Wir beten [für ihn] um ein langes Leben; Sicherheit für das Reich; Schutz für die kaiserliche Familie; mutige Armeen; einen treuen Senat; ein tugendhaftes Volk; eine ruhige Welt; was er auch immer als Mensch oder als Kaiser wünschen mag. Diese Dinge kann ich einzig von dem Gott erbitten, von dem ich weiss, dass er sie mir geben kann, weil nur er sie gibt; und weil ich als sein Diener ein Anrecht auf seine Gaben habe. (…) So mit unseren Händen zu Gott ausgestreckt, zerreisst ihr uns mit eisernen Klauen, hängt uns an Kreuze, hüllt uns in Flammen ein, haut uns mit dem Schwert die Köpfe ab, lasst die wilden Tiere auf uns los – allein schon die Gebetshaltung eines Christen ist Vorbereitung auf alle Arten von Strafe. So sei dies eure Arbeit, gute Herrscher: entreisst uns unsere Seelen, während wir Gott anrufen um das Wohlergehen des Kaisers. Auf die Wahrheit Gottes und die Hingabe an seinen Namen setzt den Stempel des Verbrechens.“

„Deshalb werden Christen als Staatsfeinde angesehen: weil sie dem Kaiser keine eitlen, heuchlerischen oder närrischen Ehren erweisen; weil sie es vorziehen, ihre Festtage mit einem guten Gewissen zu begehen, statt mit den üblichen Ausschweifungen. Es gilt als bemerkenswerte Ehrung, Feuer und Tischgelage auf die Strassen zu tragen, um die Stadt in eine einzige grosse Taverne zu verwandeln; Wein mit Dreck zu vermengen; in Horden zu Gewalttaten zu laufen und zu schamlosen, lüsternen Taten! Wie? Soll öffentliche Freude mit öffentlicher Schande gefeiert werden?“

„Wenn wir aber [in unseren heiligen Schriften] ermahnt werden, unsere Feinde zu lieben, wen können wir hassen? Wenn uns Schaden zugefügt wird, ist es uns verboten, zurückzuschlagen, damit wir selber nicht ebenso böse werden. Wer kann dann von unserer Hand Schaden erleiden? Denkt an eure eigenen Erfahrungen. Wie oft auferlegt ihr uns Christen grobe Grausamkeiten, teils weil ihr selber dazu geneigt seid, und teils weil die Gesetze es erfordern! Und wie oft nimmt die feindliche Volksmenge das Recht in ihre eigenen Hände und überfällt uns mit Steinen und Flammen!“

„Im Gegenteil, jene sollten Verschwörer genannt werden, die solchen Hass gegen tugendhafte Menschen beweisen, und die nach unschuldigem Blut schreien. Als Rechtfertigung führen sie an, die Christen seien schuld an jeder Katastrophe, an jedem Leiden, das über das Volk kommt. Wenn der Tiber so hoch wie die Stadtmauern steigt, wenn der Nil die Felder nicht überschwemmt, wenn der Himmel keinen Regen gibt, wenn die Erde bebt, wenn Hunger oder Seuche herrscht: sofort wird geschrieen: „Die Christen vor den Löwen!“ (Was, eine solche Menge vor ein einziges Tier?)
Sagt mir bitte, wie viele Katastrophen sind über die Welt und über gewisse Städte gekommen, bevor Christus kam? Damals wurden alle eure Götter weltweit anerkannt und angebetet. (…) Wenn im Sommer die Wolken keinen Regen geben und allgemeine Besorgnis herrscht, dann bringt ihr dem Jupiter eure Regenopfer dar, während ihr täglich beschäftigt seid mit Festen, Banketten, Bädern, Tavernen und Bordellen. (…) Wir dagegen, vertrocknet vom Fasten, enthalten uns so lange wie möglich der gewöhnlichen Freuden des Lebens, kleiden uns in Sack und Asche, bestürmen den Himmel, um mit unserem Drängen Gottes Herz zu berühren. Und wenn wir Gottes Mitleid errungen haben, was geschieht? Jupiter erhält alle Ehre!“

„Seit das Christentum und seine Vorzüge besser bekannt worden sind, greift der Unglaube zu einem neuen Argument, nämlich dass es gar nichts Göttliches sei, sondern lediglich eine Art Philosophie. Es predigt dieselben Dinge, sagen sie, die uns auch die Philosophen anraten: Unschuld, Gerechtigkeit, Geduld, Nüchternheit, Enthaltsamkeit. Aber warum gibt man uns dann nicht dieselbe Freiheit und Duldung für unsere Lehren, wie sie jene geniessen, mit denen man uns vergleicht? Oder warum werden sie nicht ebenso wie wir zu den Handlungen gezwungen, für deren Verweigerung wir unsere Leben aufs Spiel setzen? Wer zwingt einen Philosophen, dem Kaiser zu opfern, einen Eid zu schwören, oder unnötigerweise am hellen Tag im Freien Lampen aufzustellen? Sie stürzen ganz offen eure Götter, und greifen in ihren Schriften euren Aberglauben an; und ihr spendet ihnen Beifall dafür. Viele von ihnen kritisieren sogar laut eure Herrscher, und werden mit Statuen und Geld belohnt, statt den wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Und so soll es sein; denn sie werden Philosophen genannt, nicht Christen. (…) Je grösser die Wahrheit, desto grössere Feindschaft erregt sie; und so nehmt ihr Anstoss an uns, die wir treu dazu stehen. Aber wer die Wahrheit verbiegt und sie nur zum Schein vertritt, der findet gerade deswegen Gnade bei seinen Verfolgern. Die Philosophen, diese Spötter und Verderber, geben nur vor, die Wahrheit aufrechtzuerhalten, während sie nichts als Berühmtheit suchen und dabei ein verdorbenes Leben führen. Die Christen dagegen suchen die Wahrheit intensiv und bewahren sie unverfälscht, weil sie sich ernsthaft um ihre Errettung kümmern. Deshalb sind wir den Philosophen längst nicht so ähnlich, weder in unseren Kenntnissen noch in unserer Lebensweise, wie ihr denkt.“

Aus: Tertullian, Apologie (um 200 n.Chr.)

Zitat des Tages: Die zukünftige autoritäre Elite

2. April 2020

Die folgenden prophetisch anmutenden Worte fand ich bei Francis Schaeffer, „Wie können wir denn leben? – Aufstieg und Niedergang der westlichen Kultur“ (Deutsche Ausgabe 1977). Ich möchte sie ohne Kommentar wiedergeben:

„Die Mehrheit kennt lediglich zwei kümmerliche Werte: persönlichen Frieden und Wohlstand. Werden Menschen mit den letztgenannten Werten für ihre Freiheiten eintreten? Werden sie nicht Schritt für Schritt ihre Freiheiten aufgeben, solange ihr eigener persönlicher Friede und Wohlstand aufrechterhalten und nicht angetastet wird, und solange sie Waren geliefert bekommen? (…)
Politik ist heute weithin nicht mehr eine Angelegenheit von Idealen – Männer und Frauen werden in zunehmendem Masse nicht mehr von den Werten „Freiheit“ und „Wahrheit“ bewegt -, sondern man versucht sich eine Wählerschaft sicherzustellen, indem man den Leuten die Sahnetorte „persönlicher Friede und Wohlstand“ anbietet. Die Politiker wissen, dass sich so lange kein Protest erheben wird, wie die Menschen diese Werte oder zumindest eine Fiktion dieser Werte oder eine Hoffnung darauf haben. (…)
Bei unserer Betrachtung der zukünftigen Elite eines autoritären Staates, die das durch den Verlust der christlichen Grundsätze entstandene Vakuum ausfüllen wird, dürfen wir nicht nur an einen Stalin oder Hitler denken. Wir haben uns vielmehr eine manipulierende autoritäre Regierung vorzustellen. Den Regierungen stehen heute Manipulationstechniken zur Verfügung, wie sie die Welt noch nie gekannt hat (…), psychologische Techniken, (…) Methoden, die mit der Biologie in Zusammenhang stehen, (…) Möglichkeiten, die die Medien zur Beeinflussung des Verhaltens zur Verfügung haben.“

„(…) Dann spielen die Begriffe „rechts“ oder „links“ keine Rolle mehr. Sie bezeichnen nur zwei Wege zu ein und demselben Ziel. Zwischen einer linken autoritären Regierung und einer rechten autoritären Regierung besteht kein Unterschied, das Ergebnis ist dasselbe. Eine Elite, ein autoritäres Regierungssystem als solches, wird allmählich der Gesellschaft die Form aufzwingen, die sie vor dem Chaos bewahren soll. Und die meisten Leute werden diese auch akzeptieren, weil sie den Wunsch nach persönlichem Frieden und Wohlstand hegen, weil sie apathisch sind und das Verlangen nach Ordnung haben. Sie nehmen deshalb irgendein politisches System in Kauf, damit die Wirtschaft und das tägliche Leben weitergehen können. Genauso handelte Rom zur Zeit des Kaisers Augustus.“

„Edward Gibbon erwähnte in seinem Buch „Der Untergang des römischen Weltreiches“ die folgenden fünf Kennzeichen, die Rom am Ende aufwies:
erstens eine zunehmende Vorliebe für Zurschaustellung und Luxus (Wohlstand);
zweitens eine grösser werdende Kluft zwischen den sehr Reichen und den sehr Armen (dies kann auf Völker bezogen sein, aber auch innerhalb eines Volkes zutreffen);
drittens eine exzentrische Sexualität;
viertens eine groteske, wunderliche Kunst, die sich als originell ausgab, und eine Begeisterung, die sich für kreativ hielt;
fünftens ein zunehmendes Verlangen, auf Kosten des Staates zu leben.
Dies kommt uns alles sehr bekannt vor…“