Archive for März 2014

Freikirchen als „Biotop“ für Verbrecher?

26. März 2014

Der Fall ist schon länger her, aber die Kommentare, die er ausgelöst hat, sind weiterhin aktuell. Vor einigen Jahren wurde ein Mitarbeiter einer freikirchlichen Kinderkrippe wegen wiederholten sexuellen Missbrauchs festgenommen. Dieses Jahr nun ist der Mann verurteilt worden. Der Zürcher „Tages-Anzeiger“ hat seinerzeit (25.März 2011) in einem Interview mit dem Sektenforscher Georg Otto Schmid nahegelegt, evangelikale Freikirchen könnten ähnlich wie die katholische Kirche ein „Biotop“ für Pädophile darstellen.

Freikirchliche Medien haben sich begreiflicherweise darüber aufgeregt. Ihre „Verteidigung“ läuft aber einzig darauf hinaus, dass sie betonen, in Freikirchen bestehe durchaus eine sachgemässe Auseinandersetzung und Beratung im Bereich sexueller Probleme. So schreibt z.B. Fritz Imhof auf „Livenet“:
„Hätte Schmid sich informiert, hätte er erfahren, dass sich sowohl die Krippe in Volketswil wie auch das ICF rechtzeitig mit den Gefahren auseinandergesetzt haben, welche in der Kinderbetreuung und Jugendarbeit auf sexuellem Gebiet lauern. Beide hatten die Beratungsstelle «Mira» beigezogen.“

Das mag ja sein, trifft aber den Kern der Sache nicht. Freikirchen stehen tatsächlich in Gefahr, zu einem „Biotop“ nicht nur für Pädophile zu werden, sondern auch für Leute, die in anderer Hinsicht krumme Dinge drehen. Nicht unbedingt wegen ihres Umgangs mit der Sexualität, sondern wegen der freikirchlichen internen Gruppendynamik. Dazu sagt Schmid im TA-Interview:
„Die Freikirchen empfinden sich als zusammengehörig. (…) Die Szene ist sehr gut vernetzt, man hält zusammen und grenzt sich gegen aussen ab. (…) Viele Evangelikale können sich nicht vorstellen, dass Leute ihres Glaubens massivst sündigen können. „
Diese Aussagen beschreiben zumindest die eine Seite dieser Gruppendynamik zutreffend. Es gibt dazu allerdings noch eine Kehrseite, die ich unten unter Punkt 2 beleuchten werde. – Aus meiner zwanzigjährigen Insider-Erfahrung in evangelikalen Kirchen und Organisationen muss ich leider sagen: Es besteht in diesen Kreisen wenig bis keine Bereitschaft, eigenes Fehlverhalten aufzuarbeiten und zu berichtigen. Man mag nach aussen hin „stimmige“ Strukturen errichten; aber die interne Dynamik wird nicht unter die Lupe genommen.

Schmid hat ja nicht gesagt, dass Freikirchenmitglieder „schlechter“ seien als andere Menschen. Deren Grund-Neigung zu Verbrechen und Unredlichkeit dürfte etwa im selben Rahmen liegen wie in der Gesamtbevölkerung. (Das ist natürlich auch schon bedenklich angesichts der Tatsache, dass die Freikirchen ja behaupten, aus wiedergeborenen Christen zu bestehen.) Nun schafft aber leider die freikirchliche Dynamik ein Klima, welches das straflose Ausleben solcher Neigungen begünstigt – zumindest für gewisse Kategorien von Mitgliedern. Drei Aspekte insbesondere tragen dazu bei:

1. Eine falsche Lehre und Praxis über Gnade und Vergebung.
(Siehe „Von der unbarmherzigen Gnade“.)

Haben schon die reformierten Landeskirchen mit ihrer „billigen Gnade“ (Bonhoeffer) eine Erlösung ohne Umkehr von der Sünde versprochen, so haben die heutigen Freikirchen diese Entwicklung nicht nur nicht aufgehalten, sondern sie haben sogar noch eine weitere Verdrehung hinzugefügt: In vielen Freikirchen wird regelrecht Druck ausgeübt auf die Opfer von Übergriffen und Verbrechen, den Tätern zu „vergeben“, auch wenn diese ihre Taten gar nicht bereuen. Unter „Vergebung“ wird dabei nicht nur verstanden, auf eine Strafverfolgung zu verzichten, sondern auch überhaupt darauf zu verzichten, den Täter zu konfrontieren und/oder mit Drittpersonen über das Vorgefallene zu sprechen. Dies insbesondere dann, wenn der Täter zu den leitenden kirchlichen Mitarbeitern gehört. Da die Opfer freikirchlicher Täter in der Regel andere Freikirchenmitglieder sind, stehen diese unter einem fast unvorstellbaren psychischen Druck, das Geschehene zu „vergeben, verschweigen und vergessen“. Zusätzlich zu der erlittenen Schädigung werden sie also auch noch massivem geistlichem Missbrauch unterworfen.

2. Verzerrte Kriterien über Recht und Unrecht.

In den meisten evangelikalen Kirchen und Missionswerken, die ich näher kennenlernte, wird „Rechtsprechung“ und „Gemeindezucht“ in völlig verzerrter, parteiischer Weise ausgeübt, und zwar nach folgendem Grundsatz: Wer mit der Leiterschaft konform geht, ist im Recht; wer der Leiterschaft widerspricht, ist im Unrecht.Deshalb können die Duckmäuser, die den Leitern immer nach dem Maul reden, sich so gut wie alles erlauben, und kommen innerhalb der Kirche straflos davon. Dasselbe gilt natürlich erst recht für die Leiter selber. Ich habe zuverlässige Kenntnis einer ganzen Anzahl strafbarer Delikte, die von evangelikalen Leitern verübt worden sind, ohne dass sie innerhalb ihrer Organisation je dafür zur Rechenschaft gezogen worden wären. In einigen Fällen haben Mitarbeiter dieser Leiter sogar mitgeholfen, die Dinge auch vor der weltlichen Gerichtsbarkeit zu verbergen.
Andererseits kenne ich eine Anzahl freikirchlicher Mitarbeiter, die von ihren Leitern gemassregelt, ausgeschlossen, mit Kontaktsperren und Flüchen belegt, und bei anderen evangelikalen Organisationen angeschwärzt worden sind, ohne dass sie irgendein Verbrechen oder eine Sünde im biblischen Sinn begangen hätten. Nur weil sie in irgendeinem Punkt nicht mit ihren Leitern konform gingen, oder gerade weil sie gewisse Vergehen von Leitern aufgedeckt und konfrontiert hatten.
Man kann sich leicht ausmalen, was eine derart verdrehte Sicht von Recht und Unrecht für Folgen hat.

Gewöhnliche Mitglieder begegnen diesen pervertierten Machtstrukturen selten. Nur wer auf Leiterschaftsebene mitarbeitet, erhält allmählich Einblick in das, was hinter den Kulissen vorgeht. Wer als Freikirchen-Mitglied einen Streitfall mit seinen übergeordneten Leitern hat, der kann vor den innerkirchlichen Instanzen nicht mit einem fairen Prozess rechnen. Und auch im „überdenominationellen Gefüge“ (z.B. Evangelische Allianz) besteht m.W. bis jetzt noch keine Anlaufstelle für derart Betroffene, und erst recht keine anerkannte unparteiische Schlichtungsstelle für solche Fälle. (Falls mir hier eine Information entgangen sein sollte und es solche Stellen doch gibt, dann wäre ich sehr dankbar, wenn mich jemand darüber aufklären würde.) Mit anderen Worten: Die inner-freikirchliche Rechtsprechung (von der man ja ein höheres Mass an Gerechtigkeit und Integrität erwarten würde, wenn es sich wirklich um das Volk Gottes handelte) ist weniger gerecht als die weltliche.

3. Unzulässige Eingriffe ins Privatleben der Mitglieder.

In manchen dieser Organisationen werden den Mitgliedern bzw. Mitarbeitern Vorschriften gemacht über Einzelheiten, die zum privaten Entscheidungsspielraum jedes Menschen gehören, wie z.B. Freizeitgestaltung, Wahl des Wohnortes oder Arbeitsplatzes, Familienleben, Wahl der Freunde, u.a.m. So werden sie einem Joch von Menschengeboten unterworfen wie zur Zeit der Pharisäer (Matthäus 15,7-9; 23,4).

Hier muss nun tatsächlich der Bereich der Sexualität näher betrachtet werden. Während Ehebrecher und Kinderschänder in einem freikirchlichen Umfeld u.U. mit keinerlei internen Konsequenzen zu rechnen haben, wurde ich von meinen seinerzeitigen Vorgesetzten in einer Missionsgesellschaft als „Rebell“ gebrandmarkt, nachdem ich arglos von der Möglichkeit sprach, auf ehrbare Weise meinem Wunsch nach Heirat nachzugehen, wobei ich mir (oh Schreck!) auch eine Peruanerin als Ehepartnerin vorstellen könnte. Umgehend wurde mir strengstens verboten, mit irgendeiner Frau unter vier Augen zu sprechen, mich im Gottesdienst neben eine Frau zu setzen, oder in irgendeiner persönlichen Angelegenheit einen peruanischen Pastor zu Rate zu ziehen! Alles unter Androhung der fristlosen Entlassung sowie Deportation in meine „Heimat“. (Inzwischen bin ich tatsächlich schon viele Jahre mit einer Peruanerin glücklich verheiratet, und die erwähnte Missionsgesellschaft besteht zum Glück nicht mehr.)
In 1.Timotheus 4,1-3 steht geschrieben, was von Menschen zu halten ist, die das Heiraten verbieten.

Es gibt Bibelschulen und ähnliche Organisationen, die in ihrer „Hausordnung“ ihren Schülern zum vornherein verbieten, während der Ausbildungszeit eine Paarbeziehung einzugehen. Das ist zwar ehrlicher, weil das Verbot offen mitgeteilt wird und nicht als ungeschriebenes Gesetz im Hintergrund lauert; aber es ist dennoch nicht viel besser. Nach meiner Beobachtung führt das dazu, dass die ledigen Schüler sich in ihren Gedanken hauptsächlich damit beschäftigen, wie sie dieses Verbot umgehen können.

Es ist leider eine nicht unbekannte Erscheinung, dass es Mitgliedern bzw. Mitarbeitern in sektenhaften Gruppierungen verboten oder verunmöglicht wird, ihre Sexualität auf gottgewollte Weise in der Ehe auszuleben. Das führt dann oft dazu, dass diese Menschen fast zwangsläufig in abartige sexuelle Handlungen getrieben werden. Das ist ein weiterer Grund, warum in gewissen Kreisen sexuelle Übergriffe häufiger vorkommen.

Nachbemerkungen

Ich möchte nun diese Ausführungen nicht dahingehend verstanden wissen, als ob die genannten Verirrungen ein notwendiger Ausfluss eines sogenannten „fundamentalistischen“ (d.h. bibeltreuen) christlichen Glaubens wären. Im Gegenteil, diese Praktiken wären höchstens unter äussersten Verrenkungen biblisch zu begründen. Sie zeigen daher vielmehr symptomatisch, wie weit sich auch die Freikirchen von einem echten biblischen Glauben entfernt haben.
Leider geben sie damit der Welt einen Anlass, das Christentum an sich in den Dreck zu ziehen. „Euretwegen wird der Name Gottes gelästert unter den Völkern“(Römer 2,23-24). Wenn Journalisten und Sektenexperten über die Freikirchen herziehen, dann ist das oft nicht einfach Bosheit, sondern ist im unchristlichen Verhalten allzu vieler Freikirchenvertreter begründet.

Ich füge jetzt bewusst nicht die üblichen Einschränkungen an wie „es gebe natürlich auch Ausnahmen“ usw. Erstens, weil ich gar nicht weiss, ob es solche Ausnahmen überhaupt (noch) gibt. Zweitens, weil Jesus seiner Kritik an den Pharisäern (Matth.23) auch keine solchen Einschränkungen angefügt hat, obwohl er doch mit Sicherheit wusste, dass es Ausnahmen gab. Und drittens, weil die redliche und aufrichtige Minderheit (so es sie gibt) nichts öffentlich Sichtbares tut, um dem Treiben der verdorbenen Mehrheit Einhalt zu gebieten, und sich somit durch ihr Schweigen mitschuldig macht.
Ich habe viele Jahre lang den Standpunkt vertreten, wenn ein Christ in einer Freikirche geschädigt und misshandelt worden sei, dann handle es sich um eine ausnahmsweise „böse“ Gruppierung, und es gäbe daneben noch genügend „gesunde“ Freikirchen, denen er sich anschliessen könne. Aber nachdem ich in zwanzig Jahren keine Kirche kennengelernt habe, die sich auch bei näherem Hinsehen als in dieser Hinsicht „gesund“ erwiesen hätte, musste ich in diesem Punkt meine Meinung ändern.
Wenn Sie ein freikirchlicher Leiter sind und der Ansicht sind, meine Beschreibung treffe auf Ihre Kirche überhaupt nicht zu, dann beklagen Sie sich also bitte nicht über „unzulässige Verallgemeinerungen“, sondern widerlegen Sie diesen Artikel mit Ihrem eigenen leuchtenden Gegenbeispiel. Pflegen Sie in Ihrer eigenen Kirche eine Kultur der Redlichkeit, Transparenz, Integrität und Gerechtigkeit. Setzen Sie sich ein für die Opfer von Delikten und Machtmissbrauch (Sprüche 24,11-12; 31,8-9) in jenen vielen Kirchen, die tatsächlich so funktionieren wie hier beschrieben. Konfrontieren Sie Ihre Pastorenkollegen in anderen Kirchen, die durch ihr unredliches Verhalten das Evangelium von Jesus Christus in Verruf bringen.
Ich werde hier gerne die Namen von evangelikalen Persönlichkeiten veröffentlichen, die sich bereit erklären, die Scharte auszuwetzen, indem sie freikirchengeschädigten Menschen beistehen und die Täter zur Rechenschaft ziehen. Noch erfreulicher wäre es natürlich, wenn ich hier positive Berichte von Betroffenen veröffentlichen könnte, wie ihnen der Gemeindeleiter X, der Theologe Y oder der evangelikale Journalist Z tatsächlich im erwähnten Sinn beigestanden sind.

Vom kleinen Schäfchen, das den Hirten hörte

14. März 2014

Ein Gleichnis

Es war einmal ein kleines Schäfchen, das lebte zusammen mit vielen anderen Schafen in einer grossen Herde. Die Schafe hatten einen guten Hirten, und wo immer er sie hinführte, da gingen sie mit ihm.

Aber eines Tages fanden die grösseren Schafe, sie seien jetzt erwachsen und müssten dem Hirten helfen, die Herde richtig zu führen. So fingen sie an, das kleine Schäfchen zurechtzuweisen:
„Pass auf, wo du hinläufst, du hast dir gerade die Hinterbeine verschmutzt!“
„Lauf nicht den schwarzen und braunen Schafen nach, die machen sowieso alles falsch!“
„Du läufst nicht im Takt mit uns; das sieht der Hirte nicht gerne!“

Das kleine Schäfchen versuchte weiterhin die Stimme des Hirten zu hören und ihm zu folgen. Aber das wurde immer schwieriger, weil die grossen Schafe immer öfter dazwischenredeten und sogar anfingen, das kleine Schäfchen zu schubsen. Wenn es sagte: „Aber ich höre doch den Hirten; von dort vorne ruft er uns!“ – dann lachten die grösseren Schafe nur. Oder sie antworteten: „Du willst den Hirten gehört haben? Zuerst musst du einmal lernen, uns zu folgen; wir kennen schliesslich den Hirten schon länger. Und übrigens – du läufst schon wieder nicht im Takt!“

So schwieg das kleine Schäfchen und sagte nichts mehr. Aber als es das nächste Mal aus dem Takt fiel, da stiessen es die grossen Schafe so heftig, dass es umfiel und sich die Knöchel brach.

Jetzt wandte der Hirte seine Aufmerksamkeit dem Geschehen zu. Er liess alle Schafe anhalten und ging zu dem kleinen Schäfchen hin. Er setzte sich nieder, nahm das Schäfchen auf den Arm und liebkoste es. Zu den grösseren Schafen sagte er gar nichts.

Nach ein paar Stunden wurden die Schafe unruhig und fingen an, den Hirten zu fragen: „Wann gehen wir weiter?“ Auch das kleine Schäfchen fragte: „Wann gehen wir weiter?“
Der Hirte schaute es mitleidig an und sagte: „Wir können noch nicht weitergehen; du bist noch nicht geheilt.“ – So verging der Tag, und das kleine Schäfchen erkannte plötzlich, dass es sich dies ja schon immer gewünscht hatte: einmal ganz, ganz nahe beim Hirten zu sein und ganz, ganz lange in seiner Wärme und Liebe zu bleiben.

Am nächsten Tag waren die grossen Schafe schon ungeduldiger und fragten immer öfter: „Wann können wir endlich weitergehen? Wann bringst du uns in das schöne Land, das du uns versprochen hast?“
Aber der Hirte antwortete jedesmal: „Wir können noch nicht weitergehen; mein kleines Schäfchen ist noch nicht geheilt. Es muss so lange in meinen Armen bleiben, bis es geheilt ist.“


Dieses Gleichnis hat mehrere mögliche Ausgänge. Hier sind einige davon:

1. So blieben die Schafe viele Jahre an jenem Ort und warteten. Und wenn sie inzwischen die Lektion nicht gelernt haben, dann sind sie heute noch dort.

2. Eines Tages erwachte das Gewissen in einem der grossen Schafe. Es wusste: es musste zum Hirten gehen. Lange zögerte es. Sein ganzer Mut und Hochmut waren verflogen. Aber schliesslich ging es, warf sich vor dem Hirten nieder und sagte: „Guter Hirte, es tut mir sehr leid, dass ich das kleine Schäfchen geschubst habe. Bitte vergib mir.“ – Der Hirte sah es mitleidig an und sagte nichts. Er wusste, dass das grosse Schaf noch mehr auf dem Herzen hatte. Und das grosse Schaf wusste, dass es sich jetzt auch dem kleinen Schäfchen zuwenden musste: „Bitte vergib mir, dass ich dich geschubst habe. Und bitte vergib mir, dass ich den Hirten spielen wollte.“ Und es begann, zart die Wunde des kleinen Schäfchens zu lecken. – „Ja, ich vergebe dir“, sagte das kleine Schäfchen stockend. Dann wandte sich das grosse Schaf wieder zum Hirten, aber dieses Mal wollten die Worte nicht so recht über seine Lippen kommen: „Ich … ich habe unrecht getan. Ich habe getan als ob … als ob ich du wäre. Dabei bin ich … nichts als … ein gewöhnliches Schaf.“ – Jetzt antwortete der Hirte: „Dann sei wieder Schaf. Ich vergebe dir. Ich nehme die Last von dir, Hirte sein zu müssen. Sei wieder ein Schaf für deine Mitschafe.“ – „Danke, danke, guter Hirte!“ rief das grosse Schaf aus und sprang schnell zu seinen Mitschafen: „Hört mir bitte zu! Ich bin nicht euer Hirte. Es tut mir leid, dass ich den Hirten spielen wollte. Ich habe vielen von euch wehgetan damit. Bitte vergebt mir. Bitte lasst mich wieder einfach ein Schaf sein mit euch zusammen.“ – Einige der anderen Schafe sahen das grosse Schaf misstrauisch an. Aber die meisten vergaben ihm von Herzen, als sie sahen, dass es ernst meinte, was es sagte.
Bald bereuten auch die anderen grossen Schafe, was sie getan hatten. Sie baten den Hirten und ihre Mitschafe um Vergebung, und änderten ihre Lebensweise. Von da an wollten sie nie wieder den Hirten spielen, und sie schubsten auch nie mehr die kleineren Schafe. Und der Hirte sagte: „Jetzt ist mein kleines Schäfchen wieder gesund. Lasst uns weitergehen!“

– Das wäre natürlich der beste Ausgang der Geschichte; aber leider kommt diese Variante im tatsächlichen Schafsleben so gut wie nie vor. Viel häufiger ist die folgende Variante:

3. Eines Tages gingen die grossen Schafe gemeinsam dorthin, wo der Hirte und das kleine Schäfchen waren. Sie stellten sich in einer Reihe vor dem kleinen Schäfchen auf, und der Leithammel sprach mit ernster Miene: „Als Rat der ältesten Schafe haben wir einstimmig beschlossen, dich wegen deines Ungehorsams und deiner Rebellion aus unserer Herde auszuschliessen. Deinetwegen sind wir während dieser ganzen Zeit keinen Schritt weitergekommen. Wir verbieten dir, je wieder deine Lehren zu verbreiten oder mit Schafen aus unserer Herde in Kontakt zu treten.“ – Damit drehten sie sich um und gingen davon. Den Hirten hatten sie dabei überhaupt nicht beachtet.
Einige Zeit später beobachtete das kleine Schäfchen, wie sich ein grosser Teil der Herde auf den Weg machte, dem Leithammel hinterher. Das heisst, sie gingen in die Richtung, wo der Leithammel vermutete, dass der Weg weiterführte. Nur einige wenige Freunde des kleinen Schäfchens, und ein paar alte und gebrechliche Schafe blieben in der Nähe des Hirten. Das kleine Schäfchen konnte noch hören, wie der Leithammel mit einem kurzen Blick zurück sagte: „Jetzt hat es dieses kleine halsstarrige Schaf doch tatsächlich fertiggebracht, unsere Herde zu spalten!“
Später brach auch der Hirte auf, mit den wenigen Schafen, die ihm noch folgten. Nach langer abenteuerlicher Wanderung kamen sie schliesslich in das schöne Land, das er ihnen versprochen hatte. Was aus den anderen Schafen geworden war, erfuhren sie nie.

Wenn „Bildung“ zum Kindsmissbrauch wird

3. März 2014

Eine andere Perspektive zur geistigen Gesundheit von Kindern

Von Raymond S.Moore und Dorothy Moore

In „Acres of Diamonds“, Russell Conwells berühmtester Chautauqua-Geschichte, verkaufte Al Hafed seine Farm, um seine Suche nach einer legendären Diamantenmine zu finanzieren. Er suchte die ganze Welt ab, bis sein Vermögen dahin war. Er starb in völliger Armut, ohne je zu erfahren, dass eine grosse Diamantenablagerung entdeckt worden war im Sand des Flüsschens, das sich durch seine eigene Farm schlängelte; heute die bekannte Golconda-Diamantenmine. Amerikas Suche nach Überlegenheit – nach gesunden, selbständig denkenden Studentenhirnen – könnte sehr wohl dasselbe Ende nehmen.

Vom Weissen Haus bis zum schlichtesten Heim tasten Amerikaner nach Antworten auf den Niedergang im Leseverständnis, in der Ethik und im allgemeinen Verhalten, der unsere Nation bedroht. Anscheinend haben wenige den engen Zusammenhang bemerkt zwischen dem Erfolg, dem Verhalten und der Gemeinschaftsfähigkeit, die wir bevorzugen, und dem Lebensstil, den wir unseren Kindern täglich aufzwingen, und der möglicherweise unserer meistverbreiteten Form von Kindsmissbrauch gleichkommt. Z.B. herrscht eine überraschende Unwissenheit und Gleichgültigkeit gegenüber der Abhängigkeit von Gleichaltrigen – eine Verderbnis der geistigen Gesundheit, die bereits in Kindergärten überhandnimmt.

Statt zu untersuchen, wie wir am besten auf ihre Bedürfnisse eingehen, schicken wir oft unsere „Kleinen“ ausser Haus, weg von der Art von Umgebung, die am ehesten kontaktfreudige, gesunde, glückliche und kreative Kinder hervorbringt. In einer vom Bund geförderten Analyse von über 8000 Untersuchungen über die Entwicklung von Kleinkindern kam die Moore-Stiftung zum Schluss, dass die USA ihre Kleinkinder viel zu schnell aus dem Haus und in die Schule drängen – lange bevor die meisten, insbesondere Jungen, dazu bereit sind. (1) Die Auswirkungen auf die geistige und psychische Gesundheit sind äusserst beunruhigend. Auch der Prozentsatz an Schulabbrechern ist ein stummes Zeugnis. Obwohl in einigen Fällen der Schulabbrecher – wie Thomas Edison – besser dran ist als jene, die bleiben.

Vom Piaget-Nachfolger David Elkind bis zu William Rohwer in Berkeley, Kalifornien, warnen führende Lern- und Entwicklungsspezialisten, dass die frühe formelle Schulung zum „Ausbrennen“ der Kinder führt. Auch die Lehrer, die versuchen, mit diesen Kleinen zurechtzukommen, brennen aus. Die „Lernwerkzeuge“ des Durchschnittskindes, das heute mit vier bis sechs oder sieben Jahren in die Schule (oder Vorschule) kommt, sind nicht genügend entwickelt für die strukturierten akademischen Aufgaben, die ihnen in immer grösserem Mass aufgebürdet werden. Noch schlimmer: wir zerstören die positive Gemeinschaftsfähigkeit.

Der Ablauf für das heutige Durchschnittskind bedeutet oft eine Katastrophe für dessen geistige und psychische Gesundheit, da sich der Reihe nach folgen:
1) Unsicherheit, wenn das Kind das familiäre „Nest“ zu früh verlässt und in eine unbekannte Umgebung kommt,
2) Verwirrung angesichts des schulischen Drucks und der Einschränkungen,
3) Frustration, weil die „Lernwerkzeuge“ des Kindes (die Sinne, das Erkennen, die Gehirnhälften, die Koordination) noch nicht dazu bereit sind, den formellen Unterricht und den damit verbundenen Druck zu verarbeiten,
4) Hyperaktivität aufgrund der Nervosität, die von der Frustration ausgelöst wird,
5) Versagen, das natürlicherweise aus den vier obengenannten Erfahrungen folgt,
und 6) Kriminalität, welche die Zwillingsschwester des Versagens ist und anscheinend aus denselben Gründen gefördert wird.

Was die Untersuchungen sagen

Die Gleichgültigkeit gegenüber der geistigen und psychischen Gesundheit von Kindern ist nicht neu. Die Weltgeschichte beschreibt grosse Zyklen, die jeweils mit kraftvollen Kulturen begannen, welche sich der Bedürfnisse der Kinder bewusst waren, und die mit der Aufgabe der Familienbande und dem Tod von Gesellschaften und Imperien endeten.

Die Untersuchungen stellen ein Bindeglied von der Vergangenheit zur Gegenwart dar und bieten eine bewegende Perspektive der heutigen Kinder. Es gibt einsichtige Gründe für den Niedergang im Leseverständnis, das Schulversagen, die weitverbreitete Kriminalität, und die wuchernde Abhängigkeit von Gleichaltrigen. Alle vier wirken zusammen unserem Ziel entgegen, glückliche und vertrauensvolle Kinder zu erziehen, die an Körper, Geist und Seele gesund sind. Der Niedergang der Lesefertigkeiten in Amerika, von geschätzten 90 Prozentpunkten im letzten (19.) Jahrhundert auf 50 Prozentpunkte heute, geht parallel mit dem elterlichen Wettrennen, Kinder in einem immer früheren Alter zu institutionalisieren. (2)

Schulleistungen

Die Analysen der Moore-Stiftung (1) kamen zum Schluss, dass Kinder wenn immer möglich von formellem Unterricht ferngehalten werden sollten, bis sie mindestens acht bis zehn Jahre alt sind. Elkind (3) warnte vor dem Schüler-Burnout, der in amerikanischen Schulen alltäglich geworden ist. Rohwer (4) stimmt damit überein und gründet seine Schlussfolgerungen teilweise auf Untersuchungen in 12 Ländern von Torsten Husen (Schweden). Husen bestätigte in der Folge Rohwers Erkenntnisse in einem Brief vom 23.November 1972. Hinsichtlich der begrifflichen Anforderungen des Lesens und Rechnens schlug Rohwer folgende Lösung vor:

„Alles Wissen, das für einen erfolgreichen Abschluss der Sekundarschule nötig ist, kann in lediglich zwei oder drei Jahren formellen Unterrichts erworben werden. Den obligatorischen Unterricht in den Grundfertigkeiten bis zum Sekundarschulalter hinauszuschieben, könnte akademischen Erfolg bewirken für Millionen von Schulkindern, die unter dem (gegenwärtigen) traditionellen Schulsystem zum Scheitern verurteilt sind.“

Diese Lösung würde das Schuleintrittsalter auf mindestens 11 bis 12 Jahre hinausschieben.

Wie können diese Bemerkungen gerechtfertigt werden angesichts der gegenwärtigen Praxis? Seien wir uns bewusst, dass die gegenwärtige und zukünftige Gesundheit der Kinder auf dem Spiel steht. Erstens sind Kinder normalerweise nicht genügend reif für formelle Schulprogramme, solange ihre Sinne, Koordination, neurologische Entwicklung und ihr Erkenntnisvermögen nicht bereit sind. Experimente nach Piaget haben wiederholt gezeigt, dass die erkenntnismässige Reife oft erst gegen das Alter von 12 Jahren eintritt.

Interessanterweise beinhaltete die alte Bar Mitzvah der orthodoxen Juden keinen Schulunterricht bis nach dem Alter von 12 Jahren, wo das Kind als fähig erachtet wurde, volle Verantwortung für seine Taten zu übernehmen. Fisher, der seinerzeit als der „Dekan“ der amerikanischen Psychiater galt, beschrieb 1950, wie er mit 13 Jahren in die Schule eintrat und noch nicht lesen oder schreiben konnte. Mit 16 Jahren schloss er eine Bostoner Sekundarschule ab und dachte, er sei ein Genie, bis er herausfand, dass jedes „normale“ Kind zu dieser Leistung fähig wäre. Er fügte hinzu: „Wenn man sicherstellen könnte, dass Kinder ein gesundes Familienleben und eine angemessene körperliche Entwicklung erhalten, dann könnte dies die Antwort darstellen auf (…) den Mangel an qualifizierten Lehrern.“ (5)

Vor fast einem Jahrhundert verlangte Dewey (6) ein Schuleintrittsalter von acht Jahren oder später. Vor einem halben Jahrhundert bewies Skeels (7), dass liebevolle, aber geistig zurückgebliebene Teenager bemerkenswert gute Lehrer abgaben. Vor einem Vierteljahrhundert zeigte Geber (8), dass Mütter im afrikanischen Busch Kinder grosszogen, die sozial und geistig aufgeweckter waren als Elite-Kinder, deren Eltern sich einen Kindergarten leisten konnten. Zuneigung war der Schlüssel. Noch später bewiesen Mermelstein u.a. (9), dass mindestens bis zum Alter von neun oder zehn Jahren Kinder, die zur Schule gingen, keine besseren Leistungen erbrachten als Kinder, die nicht zur Schule gingen. De Rebello (unveröffentlichte Daten, Januar 1985) berichtete, dass Schulabbrecher, die Arbeit finden, Gleichaltrigen im geistigen und sozialen Auffassungsvermögen voraus sind.

Nur wenige konventionelle Erzieher verstehen diese Situation. Wir verstehen nicht wirklich den Schaden, den die Frustration anrichtet oder der Entzug der Möglichkeiten zum freien Entdecken. Wir verstehen auch nicht wirklich den Wert menschlicher Wärme als motivierenden Faktor zum Lernen, noch die Mentoren-Methode, der während der ganzen Geschichte keine andere Methode gleichkam. Eine Studie der Universität von Kalifornien, Los Angeles (10), von 1016 Staatsschulen fand, dass die Lehrer im Durchschnitt nur sieben Minuten pro Tag im persönlichen Austausch mit ihren Schülern verbrachten. Das bedeutet lediglich eine oder zwei persönliche Reaktionen pro Schüler. Im Kontrast dazu bewegen sich unsere Zählungen von persönlichen Reaktionen auf Kinder, die zuhause ausgebildet werden, im Rahmen von etwa 100 bis über 300 pro Tag.

Wir sollten also nicht schockiert sein über den Bericht des Smithsonian-Instituts (11) über die Entwicklung von Genies, welcher das folgende dreiteilige Erfolgsrezept anbietet:
1) Viel Zeit verbringen mit liebevollen, aufmerksamen Eltern und anderen Erwachsenen,
2) Sehr wenig Zeit verbringen mit Gleichaltrigen,
3) Viele Gelegenheiten zu freiem Entdecken, mit elterlicher Orientierungshilfe.
Der Leiter dieser Studie, Harold McCurdy, schloss:

„Die Massen-Bildung unseres Staatsschulsystems ist auf seine Art ein grossangelegtes Experiment darüber (…), alle drei Faktoren auf ein Minimum zu reduzieren; dementsprechend tendiert es dazu, das Vorkommen von Genies zu vermeiden.“ (11)

An der Moore-Stiftung erhielten wir kürzlich die gerichtlich überprüften standardisierten Prüfungsnoten von Kindern, deren Eltern verhaftet worden waren, weil sie ihre Kinder zuhause ausbildeten. Die meisten dieser Eltern hatten ein niedriges Einkommen und eine unterdurchschnittliche formelle Schulbildung; aber die Durchschnittsnoten der Kinder lagen bei 80,1%, d.h. 30 Prozentpunkte höher als bei durchschnittlichen Schulkindern.
(Anm.d.Ü: Dieser Artikel wurde zu einer Zeit geschrieben, als Homeschooling in den meisten Bundesstaaten der USA noch verboten war. Inzwischen sind breit abgestützte Daten über die akademischen Leistungen von zuhause ausgebildeten Kindern verfügbar, welche dieses Ergebnis bestätigen. Siehe dazu den 
Fraser-Report.)

Kleinkinder lernen tatsächlich sehr schnell, wie allgemein geglaubt wird – aber nur im Rahmen ihrer Reife. Ein Kind, das erkenntnismässige Reife mit zusätzlichen acht bis zehn Jahren freier Entdeckungsmöglichkeiten kombinieren kann, wird tausende von „Lern-Anknüpfungspunkten“ entwickelt haben, sowie die Fähigkeit, schlüssig zu denken – was für ein Kleinkind unmöglich ist. Kinder, die diese Reife nicht haben und in ein Schulzimmer eingesperrt werden, werden oft ängstlich, frustriert, und schliesslich „lernbehindert“.

Gemeinschaftsfähigkeit

Heute wird allgemein angenommen, um gemeinschafts- und gesellschaftsfähig zu werden, müssten Kinder der „Gemeinschaft“ einer Schule unterworfen werden. Aber reproduzierbare Beweise zeigen deutlich in die entgegengesetzte Richtung. Untersuchungen von Cornell (12) fanden, dass Kinder, die bis zum Alter von 11 bis 12 Jahren mehr Zeit mit Gleichaltrigen verbringen als mit ihren Eltern, von Gleichaltrigen abhängig werden. Durch eine solche Unterordnung unter die Werte der Kameraden gehen vier Eigenschaften verloren, die für eine gute geistige Gesundheit und positive Gemeinschaftsfähigkeit unentbehrlich sind: Selbstwert, Optimismus, Respekt vor den Eltern, und Vertrauen auf Kameraden.

Dieser Verlust ist insbesondere bei Jungen Grund zu äusserster Besorgnis inbezug auf ihre intellektuelle Entwicklung, ihr Verhalten und ihre Gemeinschaftsfähigkeit. Obwohl allgemein bekannt ist, dass Jungen sich langsamer entwickeln, fordern wir dennoch ihren Schuleintritt im selben Alter wie für Mädchen. In den letzten Jahren deuteten viele Untersuchungsberichte darauf hin, dass für Jungen das Risiko um ein Mehrfaches grösser ist als für Mädchen, in der Schule zu versagen, kriminell zu werden, oder akut hyperaktiv. Kürzlich (Education Week, 14.März 1984, S.19) wurde gefunden, dass in amerikanischen Sekundarschulen in den Klassen für psychisch Geschädigte auf jedes Mädchen acht Jungen kommen, und in den Nachhilfegruppen befinden sich 13-mal so viele Jungen wie Mädchen. Der Selbstwert, die männliche Identität und der Respekt vor Frauen gehen verloren, was sehr unglückliche Ergebnisse sind, insbesondere in der heutigen Gesellschaft.

Eine Lösung, die dem gesunden Menschenverstand entspricht

Wir brauchen mehr Elternbildung und weniger Institutionalisierung von Kindern. Im Wiederaufblühen der Homeschool-Bewegung haben Hunderttausende von Eltern ihre Erziehungsaufgabe neu ernst genommen, und begannen liebevoll die Entwicklungsbedürfnisse ihrer Kinder zu untersuchen. Das Ergebnis sind leistungsstärkere, besser erzogene und selbstverantwortliche Kinder.

Einige wenden ein, dass das „Head Start“-Programm doch funktioniert. Aber die Ypsilanti-Studie, das einzige Langzeitexperiment, das konsequent auf „Head Start“ aufgebaut ist, bezieht das Elternhaus sehr viel stärker ein als andere typische Programme. Sogar Schlüsselpersonen in der Gründung von „Head Start“ wie Bloom und Nimnicht loben jetzt die Familie als den besten Lernort, und die Eltern als die besten Lehrer. (13, 14) Hinsichtlich der körperlichen Gesundheit und des Verhaltens – Exponiertheit gegenüber Krankheiten (Wall Street Journal, 5.Sept.1984) und gegenüber negativen aggressiven Handlungen – ist die Familie 15-mal sicherer als die durchschnittliche Kindertagesstätte. (15)

Folgende Vorschläge können uns helfen, die geistige und psychische Gesundheit unserer Kinder zu verbessern:

1) Mehr Familie und weniger formelle Schule.

2) Mehr freies Entdecken, mit der Orientierungshilfe von liebevollen, aufmerksamen Eltern; und weniger Einschränkungen durch Schulzimmer und Bücher.

3) Mehr Sorge um die nötige Reife zum Lesenlernen und um die Denkfähigkeit; und weniger „Training“ zum blossen Wiederholen.

4) Mehr Hilfe für Eltern, die ihre Kinder selber erziehen; und weniger für die frühe Institutionalisierung von Kindern.

5) Mehr Priorität für die Erziehung von Kindern; und weniger für materielle Wünsche.

6) Mehr altmodische Hausarbeit – wo Kinder und Eltern zusammenarbeiten -, und weniger Wettkampfsport und Unterhaltung.

Einigen Erziehern und Eltern mögen solche Ideen prosaisch oder langweilig erscheinen – wie die alte Farm, die Al Hafed verliess. Aber jedermann mag Diamanten, und diese alte Farm kann ein aufregender Ort sein. Alles andere ist möglicherweise mehr Kindsmisshandlung als Bildung.

Quellenangaben

1. Moore RS: School Can Wait. Provo, Utah, Brigham Young University Press, 1979, pp 175-186
2. The Adult Performance Level Project (APL). Austin, Texas, University of Texas, 1983
3. Elkind D: The case for the academic preschool: Fact or fiction: Young Child 1970; 25:180-188.
4. Rohwer WD Jr.: Prime time for education: Early childhood or adolescence? Harvard Education Rev 1971;41:316-341
5. Fisher JT, Hawley LSH: A Few Buttons Missing. Philadelphia JB Lippincott, 1951, p 14.
6. Dewey J: The primary education fetish. Forum 1898; 25:314-328
7. Skeels HM: Adult Status of Children with Contrasting Early Life Experiences: A  follow-up study. Chicago, Univ. of Chicago Press, 1966.
8. Geber M: The psycho-motor development of African children in the first year, and the influence of maternal behavior. J Soc Psychol 1958;47: 185-195
9. Mermelstein E, Shulman LS: Lack of formal schooling and the acquisition of conversation. Child Dev 1967;38:39-52
10. Goodlad JI: A study of schooling: Some findings and hypotheses. Phi Delta Kappan 1983;64(7):465
11. McCurdy HG: The childhood pattern of genius. Horizon 1960;2:33-38
12. Bronfenbrenner U: Two Worlds of Childhood; US and USSR. New York, Simon and Schuster, 1970, pp97-101.
13. Bloom BS: All Our Children Learning. Wash. DC, McGraw-Hill, 1980
14. Hoffman BH: Do you know how to play with your child? Women’s Day 1972; 46:118-120.
15. Farran D: Now for the bad news… Parents Magazin1982 (Sept.)

Anm.d.Ü: Das englische Original dieses Artikels wurde gefunden auf http://www.moorefoundation.com. Zuerst veröffentlicht im „Journal of School Health“, Februar 1986.