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Wer oder was ist ein Christ? (Teil 2)

10. August 2009

Im ersten Teil haben wir verschiedene übliche Definitionen des Begriffs „Christ“ betrachtet. In diesem zweiten Teil möchte ich untersuchen, was seine ursprüngliche Bedeutung und Merkmale sind. Das Wort „Christ“ erscheint zum ersten Mal im Neuen Testament, und dort müssen wir seine Bedeutung suchen. Nicht in einem Wörterbuch oder Lexikon, nicht in einer Kirchenverfassung oder in einem theologischen Buch, sondern im Neuen Testament.

Da lesen wir:

„… Und die Jünger wurden in Antiochia zum ersten Mal ‚Christen‘ genannt.“
(Apostelgeschichte 11,26).

Ein Christ ist also ein Jünger von Jesus Christus, und wir werden uns damit beschäftigen müssen, was ein Jünger ist. – Vorher aber möchte ich kurz auf die anderen zwei Stellen im Neuen Testament eingehen, wo das Wort „Christ“ auch noch vorkommt:

Paulus hatte als Gefangener eine Gelegenheit, zum jüdischen König Agrippa zu sprechen. Er sprach über den Tod und die Auferstehung von Jesus. Da unterbrach ihn der ebenfalls anwesende Römer Festus: „Du bist verrückt, Paulus!“ Aber Paulus antwortete:

„‚Denn der König weiss diese Dinge, und ich spreche vor ihm mit Zuversicht. Denn ich denke nicht, dass ihm etwas davon unbekannt ist; denn es ist nicht in irgendeinem Winkel geschehen. Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiss, dass du glaubst.‘
– Da sagte Agrippa zu Paulus: ‚Beinahe überredest du mich, Christ zu werden.‘
– Und Paulus sagte: ‚Möge es Gott gefallen, dass über kurz oder lang nicht nur du, sondern alle, die mich heute hören, so würden wie ich, ausgenommen diese Fesseln!'“
(Apostelgeschichte 26,26-29)

Dieser Abschnitt sagt zwar nicht allzuviel darüber, wer oder was ein Christ ist. Er enthält aber ein bemerkenswertes Detail: Agrippa glaubt den Propheten, und er glaubt (da er darüber gut unterrichtet ist), dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Dennoch ist er noch kein Christ, und er ist sich dessen bewusst. An den Tod und die Auferstehung Jesu zu glauben, macht also noch keinen Christen!

Die dritte neutestamentliche Stelle befindet sich im 1.Petrusbrief:

„So leide also niemand von euch als Mörder, oder Dieb, oder Übeltäter, oder wegen Einmischung in fremde Angelegenheiten. Aber wenn jemand als Christ leidet, so soll er sich nicht schämen, sondern damit Gott verherrlichen. Denn es ist Zeit, dass das Gericht anfange bei der Familie Gottes; und wenn es zuerst bei uns anfängt, was wird das Ende jener sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? Und wenn es für den Gerechten schwierig ist, gerettet zu werden, wo bleibt der Ungläubige (oder: Untreue*) und der Sünder?“
(1.Petrus 4,15-18)
*(Dasselbe Wort kann auf beide Arten übersetzt werden.)

Dieser Abschnitt enthält mehrere Gegensatzpaare, wie die folgende Gegenüberstellung verdeutlicht:

– Mörder, Dieb, Übeltäter, etc.
– die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen
– Ungläubiger / Untreuer, Sünder
– Christ
– Familie Gottes
– Gerechter

Daraus geht folgendes hervor: Ein Christ ist ein Mitglied der Familie Gottes, ein Gerechter, der dem Evangelium Gottes gehorcht. Er ist kein Übeltäter usw, kein Ungläubiger bzw. Untreuer und kein Sünder. Darauf werde ich an gegebener Stelle zurückkommen.

Jetzt also zum Begriff „Jünger“

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