Archive for März 2010

Bist Du „pastorisiert“ worden?

22. März 2010

Dieser Gedankenanstoss richtet sich hauptsächlich an Mitglieder von Freikirchen, wie im folgenden klar werden wird…

Wahrscheinlich kennst Du die Methode des Pasteurisierens. Lebensmittel werden durch Hitze sterilisiert. Die Hitze tötet alle Lebewesen, die sich in dem Lebensmittel befinden könnten. Diese Methode wurde entdeckt von Louis Pasteur (zu deutsch: „Pastor“).

Auf ganz ähnliche Weise haben die Kirchen Methoden erfunden, ihre Mitglieder zu „pastorisieren“. Mit Hilfe der „pastoralen Wärme“ werden die Mitglieder an die Norm der Kirche angepasst; und die „Mikroorganismen“ unerwünschter Lehren und Verhaltensweisen werden eliminiert.

Die „pastorale Wärme“ kann auf verschiedene Arten ausgeübt werden. Manchmal geschieht es mit viel Liebe, Zuwendung und menschlicher Wärme, sodass die Mitglieder um jeden Preis diesem Pastor gefallen möchten, der sie so liebevoll behandelt. Manchmal geschieht es ganz anders: mit der Androhung von Flüchen und Gottesstrafen, oder des Ausschlusses aus der Gemeinde. Und sehr oft ist eine Kombination der beiden Formen zu beobachten.

Das Ergebnis ist, dass sich die Mitglieder den Wünschen des Pastors anpassen. Alle „Keime“ von falschen Lehren und von sündigem Verhalten werden in ihnen abgetötet. Wenn es nur das wäre, könnte man es ja vielleicht als wünschenswert ansehen. Aber erinnern wir uns, dass das Pasteurisieren ALLE Organismen abtötet. Im Falle des „Pastorisierens“ werden z.B. nicht nur die falschen Lehren eliminiert. Es werden alle Lehren und Anschauungen eliminiert, die dem Pastor nicht gefallen, seien sie falsch oder richtig. Noch schlimmer: Die Fähigkeit wird eliminiert, Lehren und Anschauungen für sich selber zu prüfen. Ein so „pastorisiertes“ Kirchenmitglied nimmt blindlings alles an, was sein Pastor sagt, sei es der Bibel gemäss oder nicht.

Auf dieselbe Weise wird nicht nur sündiges Verhalten eliminiert. Es wird alles Verhalten eliminiert, das dem Pastor nicht gefällt, sei es sündig oder nicht. So gibt es Gemeinden, die in ihren Mitgliedern jedes Verlangen abgetötet haben, Gemeinden anderer Denominationen kennenzulernen oder Gemeinschaft mit Christen ausserhalb ihrer eigenen Gemeinde zu haben. – Es gibt Gemeinden, die in ihren Mitgliedern jegliche paarweise Liebesbeziehung und gemeinsames Ausgehen abgetötet haben; sodass sie eines Tages eine Person heiraten werden, die sie kaum Gelegenheit hatten richtig kennenzulernen; ein sicheres Rezept für Ehekatastrophen. – Es gibt Gemeinden, die in ihren Mitgliedern jegliche Ehrlichkeit und Offenheit abgetötet haben, weil es zur „Gemeindekultur“ gehört, Sünde zu verbergen, statt offen damit umzugehen. – Und das Schlimmste: die Fähigkeit wird abgetötet, für sich selber zu prüfen, was Sünde ist und was nicht. Für ein so „pastorisiertes“ Mitglied ist „Sünde“ das, was sein Pastor verbietet, sei es der Bibel gemäss oder nicht.

Sicherlich wird ein so „pastorisiertes“ Mitglied „sicherer“ sein, d.h. treuer „seiner“ Gemeinde und „seinem“ Pastor gegenüber. Genauso wie ein pasteurisiertes Lebensmittel länger in seinem Zustand haltbar ist. Aber es verliert auch gewisse nützliche Eigenschaften. Eine pasteurisierte Pflanze z.B. wird absterben und nicht mehr wachsen können. Pasteurisierte Samen werden nicht mehr keimen können.
Auf ganz ähnliche Weise verliert ein „pastorisiertes“ Gemeindeglied sein geistliches Leben und seine geistliche Fortpflanzungsfähigkeit. Sein christliches Leben reduziert sich darauf, Predigten zu hören und die Gemeindeaktivitäten zu unterstützen. Er/Sie kann sich nicht selber aus dem Wort Gottes ernähren; kann keine eigene persönliche Beziehung zu Gott im Gebet pflegen; kann seine Nachbarn und Freunde nicht selber evangelisieren. Das einzige „Zeugnis“, das ein solches Mitglied geben kann, ist: „Komm in meine Gemeinde und höre, was der Pastor sagt.“ Er/Sie kann vielleicht „Gemeindebesucher“ hervorbringen, hat aber kein echtes geistliches Leben weiterzugeben. Die einzigen Personen in einer solchen Gemeinde, die wirklich etwas „produzieren“, sind der Pastor und einige „zum Dienst autorisierte“ Mitarbeiter. Und die „pastorisierten“ Erzeugnisse, die sie produzieren, haben kein echtes Leben.

Frage Dich selber: Bist Du pastorisiert worden?

Der inoffizielle Lehrplan – Was die Schule in Wirklichkeit lehrt

7. März 2010

Auszug aus: John Taylor Gatto, „Underground History of American Education“, Kapitel 15.4.

John Taylor Gatto wurde mehrfach vom Staat New York als „Lehrer des Jahres“ ausgezeichnet. Dann verliess er unter Protest das Schulsystem und ist heute einer der bekanntesten Schulkritiker in den USA. Die folgenden Punkte sind auf seiner über 30-jährigen Erfahrung als Lehrer begründet.


Die Schule zerstört die menschlichen Fundamente auf mindestens acht wesentliche Arten, die so verborgen wirken, dass wenige Menschen sie wahrnehmen; und noch weniger können sich irgendeine andere Art vorstellen, wie Kinder aufwachsen sollten:

1) Die erste Lektion, die in der Schule gelehrt wird, ist Vergesslichkeit.

Kinder werden gezwungen zu vergessen, auf welche Weise sie einst selber wichtige Dinge wie Gehen und Sprechen gelernt haben. Das geschieht auf so angenehme und schmerzlose Weise, dass die meisten von uns darin übereinstimmen würden, dass die Primarschule jener Bereich der Schule ist, der die wenigsten Probleme hat. Und doch ist es gerade da, wo der Sprachbildung ein massiver Schaden zugefügt wird. (…) Würden wir Kinder dazu zwingen, auf dieselbe Weise das Gehen zu lernen, wie wir sie zum Lesenlernen zwingen, dann würden einige wenige gut gehen lernen, trotz unserer Methoden; die meisten würden gleichgültig und freudlos gehen; und einige der übrigen könnten sich überhaupt nie fortbewegen. Der Druck, die „Tagesbetreuung“ immer mehr zu verlängern und die schulfreie Zeit immer mehr einzuschränken, trägt zu der formellen Zwölfjahres-Sequenz bei, die eine äusserste Lenkbarkeit der Erstklässler sicherstellt.

2) Die zweite Lektion, die in der Schule gelehrt wird, ist Verwirrung.

Praktisch nichts von dem, was Schulen als grundlegenden Stoff auswählen, ist grundlegend. Alle Lehrinhalte sind den Normen untergeordnet, die von der Verhaltenspsychologie vorgeschrieben werden, und in einem geringeren Mass von Freudschen Rezepten, die mit Psychologie der „dritten Strömung“ (Carl Rogers, Abraham Maslow) zusammengebündelt werden. Keines dieser Systeme beschreibt die menschliche Realität angemessen. Aber da sie in den Mythologien der „sieben Schritte“ in Universität und Geschäftswelt angesiedelt sind, sind diese Systeme gefährlich immun gegenüber der Kritik des gesunden Menschenverstandes.

Keine der angeblich wissenschaftlichen Schulsequenzen lässt sich empirisch verteidigen. Es gibt keine Beweise dafür. Sie sind nicht mehr als Aberglaube, der schlau mit geliehenen Daten gekreuzt wurde. Die grundlegende Formel Pestalozzis z.B, „vom Einfachen zum Komplizierten“, ist ein Rezept für Katastrophen im Klassenzimmer, da keine zwei Gehirne denselben „einfachen“ Ausgangspunkt haben. Und in den fortgeschritteneren Klassen wissen die Kinder oft mehr als ihre Überwacher. Davon zeugen die jämmerlichen Ergebnisse der Computerausbildung an Staatsschulen, verglichen mit informellen Programmen des Selber-Entdeckens. Ganz ähnlich die endlosen Abfolgen von sogenannten „Themen“, vorgetragen von gutmeinenden Männern und Frauen, die aber nur oberflächliche Kenntnis der Dinge haben, von denen sie sprechen – das ist die Einführung, die die meisten Kinder erhalten in die lügnerische Welt des institutionellen Lebens. Unwissende Mentoren können keine wirklichen Bedeutungen handhaben, nur Daten. Auf diese Weise lehren Schulen die Trennung alles von allem.

3) Die dritte Lektion, die in der Schule gelehrt wird, ist, dass Kinder von Experten einer sozialen Klasse zugeteilt werden und in der Klasse bleiben müssen, der sie zugeteilt wurden.

Das ist eine ägyptische Perspektive, aber wir haben erst gerade angefangen zu entdecken, wie schlecht sie in Amerika hineinpasst. Die natürliche Mentalität der Vereinigten Staaten, wie sie in den ersten zwei Dritteln unserer Geschichte entdeckt und in Verträgen festgelegt wurde, ist jetzt radikal degradiert und über den Haufen geworfen worden. Die Schulbildung hat das Klassensystem wiederbelebt. Die amerikanischen Klassifikationen sind so starr geworden, dass unsere Gesellschaft einem Kastensystem gleicht, das unberechtigten Selbstwert lehrt, sowie dessen Gegenteil: Neid, Selbsthass und Kapitulation. In Klassensystemen teilt der Staat deinen Platz in einer Klasse zu, und wenn du weisst, was gut für dich ist, dann wirst du dich daran halten.

4) Die vierte Lektion, die in Schulen gelehrt wird, ist Gleichgültigkeit.

Mit Pausenglocken und anderen konzentrationsstörenden Technologien lehren Schulen, dass nichts es wert ist, zu Ende geführt zu werden, weil sowohl regelmässig wie unregelmässig irgendeine willkürliche Macht eingreift. Wenn nichts es wert ist, zu Ende geführt zu werden, dann ist auch nichts es wert, angefangen zu werden. Siehst du, wie das eine aus dem anderen folgt? Die Liebe zum Lernen kann diesen ständigen Drill nicht überleben. Schüler werden gelehrt, für kleine Gefälligkeiten zu arbeiten und für zeremonielle Noten, die nur sehr entfernt etwas mit ihren wirklichen Fähigkeiten zu tun haben. Indem Kinder nach äusserlicher Anerkennung und sinnlosen Belohnungen süchtig gemacht werden, machen die Schulen sie gleichgültig gegenüber der wirklichen Kraft und dem Potential, das in eigenen Entdeckungen liegt. Schulen entfremden sowohl die Gewinner wie die Verlierer.

5) Die fünfte Lektion, die in Schulen gelehrt wird, ist emotionelle Abhängigkeit.

Mit Hilfe von Sternchen, Abhaklisten, Lächeln, Stirnrunzeln, Auszeichnungen, Ehrungen und Schande, werden Kinder in der Schule zu einer lebenslangen emotionellen Abhängigkeit konditioniert. Es ist wie ein Hundetraining. Der Kreislauf von Belohnung und Strafe, der Tiertrainern seit alters bekannt ist, bildet den Kern einer psychologischen Schule, die im Leipzig des späten 19.Jahrhunderts entworfen wurde, und im frühen 20.Jahrhundert vollständig in die wissenschaftliche Managementsrevolution in Amerika integriert wurde. Ein halbes Jahrhundert später, um 1968, hatte diese Verhaltenspsychologie das ganze Schulsystem der Vereinigten Staaten infiziert; und bis zum Ende des Jahrhunderts derart durchgehend, dass wenige Menschen sich eine andere Form des Managements vorstellen können. Und es gibt tatsächlich keine bessere, wenn man das Ziel verfolgt, verwaltete Leben in einer verwalteten Wirtschaft und einem verwalteten Gesellschaftssystem zu bekommen.

Jeden Tag stellen die Schulen von neuem sicher, dass die Macht absolut und willkürlich ist, indem sie den Zugang zu grundlegenden Notwendigkeiten wie WCs, Wasser, Privatsphäre und Bewegungsfreiheit willkürlich gestatten bzw. verweigern. Auf diese Weise werden grundlegende Menschenrechte, die normalerweise nur den Willen der betroffenen Person erfordern, in Vorrechte verwandelt, die keineswegs garantiert sind.

6) Die sechste Lektion, die in Schulen gelehrt wird, ist intellektuelle Abhängigkeit.

Gute Menschen warten darauf, dass ein Lehrer ihnen sagt, was sie tun sollen. Gute Menschen tun es auf die Weise, wie der Lehrer es getan haben will. Gute Lehrer warten ihrerseits darauf, dass der Lehrplanaufseher oder das Schulbuch ihnen sagt, was sie tun sollen. Schuldirektoren werden danach beurteilt, ob sie fähig sind, diese Menschengruppen den Erwartungen anzupassen; Schulaufsichtsbehörden danach, ob sie fähig sind, die Schuldirektoren anzupassen; und staatliche Erziehungsdepartemente werden danach beurteilt, ob sie fähig sind, das Denken der Schulaufseher zu lenken gemäss Anweisungen, die von Stiftungen, Universitäten und Politikern kommen, die sensibel sind für die ruhig ausgedrückten Wünsche mächtiger Konzerne und anderer Interessen.

Bei all ihrer schwerfälligen Ausführung ist die Schule ein Musterbeispiel dafür, wie der bürokratische Dienstweg funktionieren soll. Wenn das Ding einmal läuft, kann praktisch niemand seine Richtung ändern, ausser er versteht den komplizierten Code, der es zum Laufen bringt – ein Code, der sich ständig selber weiter verkompliziert, um die menschliche Kontrolle zu verunmöglichen. Die sechste Lektion der Verschulung lehrt, dass Experten alle wichtigen Entscheidungen treffen; aber dass es sinnlos ist, beim nächstliegenden Experten zu protestieren, weil er ebenso hilflos ist wie du bei dem Versuch, das System zu ändern.

7) Die siebente Lektion, die in der Schule gelehrt wird, ist vorläufiger Selbstwert.

Der Selbstwert von Kindern muss von der Beurteilung von Experten abhängig gemacht werden, mittels Ritualen von Zahlenmagie. Der Selbstwert darf nicht von sich aus generiert werden, wie es bei Benjamin Franklin, den Brüdern Wright, Thomas Edison oder Henry Ford der Fall war. Die Rolle von Noten, Zeugnissen, Prüfungen, Auszeichnungen, Stipendien und anderen Belohnungen im Laufe dieses Prozesses ist so offensichtlich, dass sie nicht weiter ausgeführt werden muss. Zusätzlich ist es die tägliche Begegnung mit Hunderten von verbalen und nonverbalen Beurteilungen von seiten der Lehrer, die den Selbstzweifel am effektivsten fördert.

8) Die letzte Lektion, die in der Schule gelehrt wird, nenne ich den Glashauseffekt: Du wirst gelehrt, dass jeder Widerstand zwecklos ist, weil du ständig beobachtet wirst.

Es gibt keinen Ort, wo man sich verstecken könnte. Du solltest das auch nicht wünschen. Dein Ausweichverhalten ist ein Zeichen, dass du noch genauer beobachtet werden sollst als die anderen. Privatsphäre ist ein Gedankenverbrechen. Die Schule sorgt dafür, dass es keine private Zeit und keinen Privatraum gibt, keine unbeaufsichtigte Minute, keinen Arbeitstisch, der nicht durchsucht würde, keine Schramme, die nicht von der medizinischen Kontrolle oder vom beratenden Arm der Gedankenpatrouillen untersucht würde.

Die sensibelsten Kinder, die ich jeweils in der Klasse hatte, verstanden in gewissem Mass, was wirklich vorging. Aber wir würgten den verräterischen Atem in ihnen ab, bis sie anerkannten, dass ihre Zukunft von uns abhing. Hartnäckige Fälle wurden an Umerziehungsanstalten überwiesen, wo sie in lenkbare Zyniker verwandelt wurden.

Auf der Suche nach dem neutestamentlichen Christentum

1. März 2010

Der folgende Artikel ist schon einige Jahre alt, aber immer noch aktuell. Ich möchte ihn hier hineinstellen als logische Folge des Artikels „Meine zweite Bekehrung“ – d.h. er stellt den darauffolgenden Schritt in meiner Lebensgeschichte dar. Ursprünglich schrieb ich ihn zur Gebetsinformation für Personen, die mich damals via eine Organisation unterstützten. Leider stiess der Artikel auf wenig Gegenliebe: Die Organisation, die ihn damals zur Veröffentlichung angefordert hatte, strich (ohne Rücksprache mit mir) die wesentlichen Abschnitte weg. Er erscheint deshalb hier in der Kategorie „Zensurierte Artikel“.


Gerne würde ich Euch mit diesem Bericht den Beginn einer neuen Etappe in unserem Dienst ankündigen; aber Gottes Zeit ist anscheinend noch nicht gekommen. Eine Etappe ist zu Ende gegangen; den Neuanfang suchen wir noch.

In den vergangenen Jahren haben wir viele Sonntagschulmitarbeiter ausgebildet, Teenager gelehrt, und evangelistische Kinderlager durchgeführt. An diesen Anlässen sahen wir manche Teilnehmer Glaubensschritte tun, Dinge in ihrem Leben in Ordnung bringen, oder zum ersten Mal überhaupt ihr Leben in Gottes Hand legen.

Leider war aber die langfristige „Frucht“ nicht dementsprechend. Nachdem sie der „Obhut“ ihrer Gemeinden überlassen wurden, haben die meisten Sonntagsschullehrer ihren Dienst aufgegeben, sind die meisten Teenager im Glauben zurückgefallen, und sind die Lagerkinder in ihrem Glauben nicht weitergeführt worden.

Es tut weh, dies zu sehen. Ich musste meinen eigenen Dienst, und die Realität der Gemeinden, neu überdenken:

  • Bisher nahm ich an, meine Lehrangebote seien eine Ergänzung zu den bestehenden Gemeindeprogrammen, und die Gemeinden täten das übrige. Leider ist das nicht (mehr) so. Insbesondere werden junge Christen in den Gemeinden nicht in ihrem Glaubensleben weitergeführt.
  • Ich habe das Evangelium zuwenig klar verkündigt. Die meisten Gemeinden verstehen unter „Sünde bereuen“ einfach: „ein Gebet sprechen“, und unter „Jesus nachfolgen“ verstehen sie „sich einer Gemeinde anschliessen und deren Tradition folgen“. Solange ich solche Ausdrücke ohne klare Erklärung verwendete, wurden sie in diesem Kontext verstanden, und das führte zu mehr Scheinbekehrungen als echten Bekehrungen. Nur eine Minderheit der evangelischen Gemeindeglieder ist wirklich wiedergeboren. Sie brauchen eine viel deutlichere Erklärung des Evangeliums.
  • Viele Gemeinden haben sich vom neutestamentlichen Christentum entfernt. Drei Symptome möchte ich nennen:
    1. Autoritäre Strömungen machen die Mitglieder von menschlichen Leitern abhängig statt von Gott. An einigen Orten wird gelehrt, man dürfe den Pastor nie in Frage stellen, selbst wenn er in Sünde lebt oder Irrlehren verkündigt. Das führt zu einer Art „Papsttum in evangelischem Gewand“. Nur wenige Christen lesen selber in der Bibel, und noch weniger prüfen die Lehre ihrer Leiter anhand der Bibel.
    2. Bibelkritische Theologie ist in fast alle Denominationen eingedrungen. Und selbst manche „bibeltreue“ Leiter nehmen in der Praxis die neutestamentlichen Berichte und Anweisungen über das Gemeindeleben nicht ernst. Deshalb werden Entscheidungen immer mehr nach menschlich-politischen Erwägungen, statt nach biblischen Kriterien getroffen.
    3. „Organisation“, „Tradition“ und „Routine“ sind im praktischen Gemeindeleben wichtiger geworden als die persönliche Herzensbeziehung zum Herrn. Z.B. wird die „richtige“ Durchführung des Gottesdienstprogramms wichtiger genommen als die geistliche Auferbauung und Gemeinschaft der Mitglieder.

Nachdem ich all dies gesehen hatte, fragte ich mich: Wo sind Christen, die ernsthaft ein biblisches Christentum leben wollen?

Mit einer Gruppe von jugendlichen Mitarbeitern konnte ich einige Wochen lang im Hochland „von Haus zu Haus“ „Gemeinschaft und Brotbrechen“ praktizieren (Apg.2,42), wo jeder etwas beiträgt zur Auferbauung der anderen (1.Kor.14,26). – Auch konnte ich in einigen Gemeinden und Gruppen über Bekehrung und Wiedergeburt lehren, und über die zeitlose Gültigkeit des Wortes Gottes. Aber das waren seltene Ausnahmen. Besonders als ich das Thema der Bibelkritik ansprach, wurde ich von Vertretern der (theologisch liberalen) Bibelgesellschaften heftig angegriffen.

Deshalb bin ich weiterhin auf der Suche, bis Gott irgendwo, irgendwie eine Türe öffnet. Wir sind dankbar, wenn Ihr dieses Anliegen in Euren Gebeten mittragt. – Bis es so weit ist, reduziert sich unser Kinderdienst auf die Nachbarskinder, die uns besuchen für Spiele, Aufgabenhilfe oder improvisierte Kinderstunden.


Aktuelle Nachbemerkung: Die erwähnten Gruppen jugendlicher Mitarbeiter existieren nicht mehr, weil die Gemeinden ihren Jugendlichen die Teilnahme verboten. Dafür haben die zuletzt erwähnten Aktivitäten mit den Nachbarskindern im letzten Jahr zugenommen, wie ich im Artikel „Sie sehnen sich nach Familie“ berichtete.