Archive for November 2022

Aus Liebe zur Wahrheit

18. November 2022

Ich weiss nicht, wie lange es mir noch möglich sein wird, in diesem Blog (oder überhaupt) zu kommunizieren. Deshalb habe ich beschlossen, einige Punkte, die mir als Orientierung in der gegenwärtigen Lage besonders wichtig und dringend scheinen, in einer kleinen Schrift zusammenzustellen. Sie kann von dieser Seite aus heruntergeladen werden.

Wie der Titel sagt, geht es dabei hauptsächlich um die Liebe zur Wahrheit als ein entscheidendes Merkmal jener, die Jesus nachfolgen und ihm auch durch die Endzeit hindurch treu bleiben werden. Zum Öffnen tippe bitte „2.Thessalonicher 2,10“ (genau so, aber ohne Anführungszeichen).

„Kindlein, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so hat es jetzt auch viele Antichristen gegeben. Von daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.“ (1.Johannes 2,18)

„Die Zeit ist nahe. Wer Unrecht tut, der tue weiterhin Unrecht, und wer unrein ist, verunreinige sich weiterhin; und der Gerechte tue weiterhin Gerechtigkeit, und der Heilige heilige sich weiterhin!“ (Offenbarung 22,10-11)

Christliche Institutionen, die politisch inkorrekte Rede zensurieren, schaufeln ihr eigenes Grab

11. November 2022

In letzter Zeit übernehmen auch kirchliche Leiter häufiger die Verhaltensweise des „virtue signalling“ (auf Deutsch etwa: „Zeichen von Tugendhaftigkeit aussenden“). D.h. gewisse Stellungnahmen und Handlungen erfolgen mit der kalkulierten Absicht, der Öffentlichkeit zu signalisieren, dass man tugendhaft ist. „Tugendhaft“ natürlich nicht im biblischen Sinn, sondern im Sinn einer politischen Korrektheit und Regierungstreue. Z.B. indem man rhetorische Purzelbäume schlägt, um zum voraus jegliche Anklage zu vermeiden, man könnte „homophob“ oder „rassistisch“ oder „gesundheitsgefährdend“ oder „klimaschädlich“ sein. Oder indem man Beifall klatscht, wenn ein christlicher Prediger wegen sogenannter „Hassrede“ verurteilt wird. Oder indem man innerhalb der eigenen Gruppe politisch inkorrekte Aussagen zensuriert; oder wenn man einmal nicht verhindern konnte, dass solche Aussagen gemacht wurden, man diese sofort unterdrückt und sich davon distanziert.

Oft denken die Betreffenden, sich mit dieser Anpassung an den Zeitgeist mehr gesellschaftliche Anerkennung zu verschaffen, oder der drohenden Verfolgung entgehen zu können. Aber das ist eine Fehlkalkulation. Die deutschen Kirchen versuchten sich an den Nationalsozialismus anzubiedern. Als Ergebnis wurden sie zu so vollständiger Anpassung gezwungen, dass sie praktisch zu Sprachrohren der Regierung wurden. Sie machten sich der Irreführung von Millionen Menschen schuldig, und der Komplizenschaft mit der Judenverfolgung. Heute betrachten wir Persönlichkeiten wie Niemöller oder Bonhoeffer als die Helden jener Zeit. Aber damals galten sie als die Störefriede und Spalter, die man – eben – zensurieren musste.
– Viele chinesische Christen unterstützen Mao und die Kulturrevolution. Aber sobald die Kommunisten die Oberhand hatten, begannen sie die Christen auszurotten, auch und gerade jene, die sie vorher unterstützt hatten.

Christliche Leiter, die politisch inkorrekte Rede zensurieren, ermöglichen und fördern die gegenwärtige Kultur der „Annullierung“ und der Zensur. Sie werden mitschuldig am Verlust der Redefreiheit, und verhelfen den antichristlichen Strömungen zum Sieg. Eines von beiden wird deshalb immer geschehen: Entweder gehen diese Institutionen ihren Weg der Anpassung bis zum bitteren Ende, wo von Christlichkeit nichts mehr übrigbleibt. Damit mögen sie als Institutionen überleben, aber als antichristliche. Oder sie werden schliesslich selber von der Annullierungs- und Zensurkultur ausgerottet, zu deren Aufbau sie beigetragen haben.

Der Ausreden gibt es viele. Es wird z.B. gesagt: „Wir wollen den Glauben nicht politisieren.“ Aber indem Meinungsäusserungen je nach ihrer politischen Korrektheit zugelassen oder zensuriert werden, hat man den Glauben bereits politisiert. Wenn sich die herrschende Politik gegen christliche Wahrheiten oder Aktivitäten richtet, dann ist es für Christen nicht mehr möglich, dieser Politik gegenüber neutral oder gleichgültig zu bleiben. Wer auf „Neutralität“ setzt, hat bereits einen politischen Standpunkt bezogen.
Ähnlich wird gesagt: „Wir wollen die Gesundheitsvorschriften nicht zu einer Glaubensfrage machen.“ Aber wer das Einhalten dieser – ohne jede empirische Grundlage durchgesetzten – Vorschriften als „christliche Pflicht“ oder ähnlich bezeichnet, oder wer Menschen, die gewisse Vorschriften nicht einhalten, von seiner Gruppe oder Gemeinschaft ausschliesst, der hat bereits eine Glaubensfrage daraus gemacht.

In Wirklichkeit kommt kein Nachfolger Jesu darum herum, politisch zu sein. Zentral im christlichen Glauben ist das Bekenntnis: „Jesus ist der Herr!“ – nicht der Kaiser, nicht die irdische Regierung, nicht der „wissenschaftliche Konsens“, nicht die internationalen Arzneimittel- oder Internetfirmen, nicht die Milliardäre und die Banker, sondern Jesus. Jeder Herrscher, der die unumschränkte und totale Macht anstrebt, wird dieses Bekenntnis unweigerlich als Kampfansage gegen ihn persönlich interpretieren – auch wenn die Christen das überhaupt nicht beabsichtigen. Allein schon das Bekenntnis zu einem anderen Herrn, ausserhalb und über den Mächigen dieser Welt, ist eine hochbrisante politische Aussage. Wer sich selbst oder die Kirche „aus der Politik heraushalten“ möchte, der kann das nur tun, indem er dieses Bekenntnis verleugnet.

Ist die Annullierungskultur die Hauptprobe zum Massenmord?

5. November 2022

Von Eugene Bach, „Back to Jerusalem“
(Übersetzte Ausschnitte aus einem Podcast.)
Der Autor arbeitet mit einer Organisation, die chinesische christliche Leiter und Untergrundmissionare unterstützt.

Der Historiker und Philosoph Stefan Molyneux hat gesagt:

Die ‚Annullierungskultur‘ ist eine Hauptprobe für Massenmord. Wenn die Menschen es akzeptieren, dass andere einfach so aus den sozialen Medien zum Verschwinden gebracht werden, dann werden sie es auch akzeptieren, wenn Menschen ganz aus der Welt zum Verschwinden gebracht werden.“

Ich bin lange nicht mit allem einverstanden, was Molyneux sagt; aber von der chinesischen Erfahrung her muss ich sagen: Mit dieser Aussage hat er recht. Ich denke, das ist eine Warnung, die ich Ihnen vom Standpunkt der chinesischen Kirche aus geben muss. Wenn wir etwas von China lernen können, dann dies: „Annullierungskultur“ bedeutet, zuerst die freie Rede zu eliminieren, und dann die Menschen, die reden.

Das erste, was die Kommunisten in China taten, als sie 1949 an die Macht kamen, war die Kontrolle über alle Kommunikation zu übernehmen: Fernsehen, Radio, Zeitungen, Schullehrpläne, usw. Nicht nur um das gegenwärtige Narrativ zu steuern, sondern um die Geschichte zu eliminieren. Das ist einer der Gründe, warum die Bibel so wichtig ist: Sie hält Geschichte fest, und Prophetie, und die Erfüllung der Prophetien im Zeugnis der Geschichte.
Und was wir lernen aus der Geschichte, ist dass wir oft gegen unsere besten Interessen gehandelt haben, aber Gott hat uns erlöst aus unserem selbstverschuldeten Unglück. Wir brauchen diese Geschichte, auch um zu verstehen, wo wir falsch gehandelt haben. Es ist daher eine sehr schlechte Idee, jene Aspekte der Geschichte loszuwerden, die uns nicht gefallen oder wo wir denken, dass gewisse Personen oder Ereignisse in einem schlechten Licht dargestellt werden. Wir verurteilen uns dann dazu, dieselben Fehler zu wiederholen. (…)
Wer die Medien beherrscht, beherrscht die Geschichte; und wer die Geschichte beherrscht, beherrscht die Zukunft. Und der Teufel weiss das.

In China begann diese Neuschreibung der Geschichte, sobald die Kommunisten die Macht hatten. Vor allem wollten sie die Geschichte der Missionare eliminieren. Warum? Missionare gründeten Spitäler, Waisenhäuser, Behindertenheime, Universitäten wo auch Frauen studieren durften, usw. Die Kommunisten wollten nicht, dass die Menschen das erfuhren. Sie wollten die Missionare entmenschlichen, und deshalb mussten sie eine Kultur annullieren: die Kultur, die von den Missionaren geschaffen worden war.
Deshalb stellten sie die Missionare als Agenten böser Imperialisten dar, die ihre Religion dazu benutzten, das Denken der Menschen zu beherrschen. Die Missionare hätten die Chinesen versklavt; die Kommunisten würden ihnen jetzt Freiheit bringen. In dieser Version waren es nicht die Missionare, die zum ersten Mal Frauen eine Universitätsausbildung ermöglichten; nein, es waren die Kommunisten. Es waren nicht die Missionare, die die ersten Spitäler gründeten, wo Arme kostenlos behandelt wurden; nein, es waren die Kommunisten. Die Leute sollten sehen, dass die Kommunisten immer ihre besten Interessen vertraten; aber diese bösen Missionare wollten sogar ihre Kinder essen. Ja, das sagten sie wörtlich. Ich habe Propagandaschriften gesehen, wo Missionare dargestellt wurden, wie sie unter einem Stacheldrahtzaun hindurchkrochen mit Messern im Mund, um Kinder zu entführen, die sie dann opfern könnten. Man würde denken, niemand würde so etwas glauben – aber die Leute glaubten es.
Wenn dann die Kommunisten und die Menschen, die von ihnen beherrscht wurden, Missionare ansahen, dann sahen sie sie nicht mehr als Menschen. Sie sahen sie nicht mehr als Väter und Mütter mit Kindern; sie sahen sie als böse Imperialisten, und als blosse Gegenstände. Wenn man einen Gegenstand oder eine Idee, die man hasst, eliminieren kann, dann kann man auch die Menschen eliminieren, die diesen Gegenstand oder diese Idee verkörpern. Wenn Menschen entmenschlicht werden, ist es viel einfacher, sie zu töten. (…)

Jesus ist der Gott der Redefreiheit. Der Teufel will die Redefreiheit annullieren, weil dann auch die Verkündigung des Evangeliums aufgehalten wird. Joh.1,1 sagt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott, und das Wort war bei Gott.“ Jesus ist das Wort (griechisch „Logos“). Von „Logos“ ist das Wort „Logik“ abgeleitet. Es ist auch das griechische Wort für „Diskussion, Debatte“. In keiner anderen Religion ist Gott so unzertrennlich vereint mit dem Wort. Gott schuf die Welt, indem er sein Wort sprach. Er sagte: „Es werde Licht“, und es wurde Licht. Jesus ist auch heute noch das Wort Gottes, das Licht ins Dunkel und Ordnung ins Chaos bringt.
Der Teufel hat kein anderes Mittel, Gottes Macht aufzuhalten, als seine Worte aufzuhalten. Wenn er Gottes Macht in dir aufhalten will, dann hält er deine Worte auf.

Hier ist eine Lektion über Annullierungskultur in China:

„Am 19.August 1966 begannen Studenten einen Kampf für soziale Gerechtigkeit und die Rechte der Unterdrückten in China. Das patriarchalische System war von den bösen 1% geschaffen worden und unterdrückte Frauen, Minderheiten, und die Arbeiterklasse. Die Studenten riefen nach Revolution und Veränderung, und begannen die Kulturrevolution. Sie trugen rote Armbänder als Zeichen ihrer Solidarität mit den Unterdrückten. Sie forderten eine Änderung der „vier Alten“: Alte Lebensart, alte Kultur, alte Gewohnheiten, und alte Ideen. Die chinesischen Medien unterstützten die Bewegung. Die Studenten begannen mit Massendemonstrationen und Plünderungen. Sie rissen Denkmäler nieder, zerstörten chinesische Architektur, verbrannten klassische Literatur und chinesische Malerei, schändeten Tempel und das Grab von Konfuzius (…) Öffentliche Leiter, die als unterdrückerisch angesehen wurden, wurden von wütenden Volksmengen zum Tod verurteilt. Am 22.August wurde eine zentrale Verordnung herausgegeben, die polizeiliches Eingreifen untersagte. Die Polizei wurde aufgelöst, und die Studenten formten die „Roten Garden“, die von nun an in ihren Städten für Ordnung sorgten. Sie bestraften jeden, der mit ihren Ideen nicht einverstanden war.“

Viele Christen hörten: „Den Unterdrückten helfen“, und sagten: „Ja, auch Jesus hat den Unterdrückten geholfen.“ Mao Zedong gebrauchte die Worte, die die Christen gerne hörten, um ihre Unterstützung zu gewinnen. Aber sobald er ihre Unterstützung hatte, um andere Kulturen zu annullieren, annullierte er die Kultur der Christen. Christen, die anfänglich die Bewegung unterstützt hatten, wurden bald zum bevorzugten Ziel der Roten Garden, und wurden in öffentlichen Schauprozessen zum Tod verurteilt. Als sie verstanden, was geschah, war es zu spät. 70 Millionen Menschen kamen in der Kulturrevolution um; mehr als in jedem Krieg, jeder Hungersnot und jedem Unglück der ganzen Menschheitsgeschichte.

Die wichtigste Lektion daraus ist: Damit die Lüge existieren kann, muss der Logos – Logik, Debatte, Wahrheit – unterdrückt werden. Der grösste Feind der Lüge ist die Wahrheit. Aber der Feind der Wahrheit ist nicht die Lüge; Lügen haben keine Macht über die Wahrheit. Der Feind der Wahrheit ist das Schweigen.
Höre nie auf jene, die glauben, dass wir vor anderen Menschen beschützt werden müssen, indem deren Stimmen annulliert werden. Wer die Wahrheit sucht, wird die Debatte nicht scheuen. Debattieren ist nicht eine Ablehnung der Wahrheit; es ist ein Suchen nach Wahrheit. Wenn wir Lügen aufhalten wollen, dann geschieht das nicht durch das Verbieten von Rede. Im Gegenteil, das Gegenmittel besteht darin, mehr Rede zu erlauben. Redefreiheit bringt die Wahrheit ans Licht, und die Wahrheit vertreibt die Lüge.

Die Freikirchen im Dritten Reich

1. November 2022

Die Geschichte des seinerzeitigen Kirchenkampfs unter den Lutheranern ist einigermassen bekannt; ebenso die widersprüchlichen Stellungnahmen und Verflechtungen des Vatikans. Weniger bekannt ist die Geschichte der Freikirchen, die sich damals als noch leichtgläubiger und verführbarer herausstellten als die grossen Landeskirchen.

Zwar haben damals nicht nur die Kirchenleiter, sondern die grosse Mehrheit der Deutschen die Bosheit des Nationalsozialismus nicht erkannt, und hielten an der Illusion fest, in einem freiheitlichen Rechtsstaat zu leben. Doch hätten gerade die Freikirchen, deren Mitglieder behaupten, Gottes Heiligen Geist zu haben, ein besseres geistliches Unterscheidungsvermögen an den Tag legen sollen. Stattdessen waren anscheinend gerade sie besonders bestrebt, ihre Mitglieder in die Gefolgschaft des (Ver-)Führers zu bringen.

Auf dieser Webseite kann man eine Sammlung von Originalzitaten damaliger Freikirchenleiter finden, sowie von späteren Historikern, die diese Geschichte aufarbeiteten. Ich gebe im Folgenden einen Auszug daraus wieder:

„Oft wurde ich gefragt: Wie ist denn eure, der Freikirchen, Stellung zum nationalsozialistischen Staat? Darauf kann ich nur antworten, dass die in der Vereinigung evangelischer Freikirchen verbundenen Kirchen dankbar sind für die volle Freiheit der Verkündigung des Evangeliums von Christo und für den Dienst in Evangelisation, Seelsorge, sozialer Fürsorge und Gemeindeaufbau.
Sie haben die nationale Erhebung des deutschen Volkes als eine Tat göttlicher Vorsehung betrachtet, ihre Gemeinden in den kritischen Tagen des Umbruchs auf die grundlegenden Worte des Apostels Paulus über die Stellung der Christen zum Staat in Römer 13 hingewiesen und sie ersucht, in treuer Fürbitte für die Obrigkeit anzuhalten.“
Bischof Dr. Otto Melle (1936-1946 Bischof der Methodistenkirche, Vorsitzender des Blankenburger Komitees der Ev. Allianz, Rede als Vertreter der Vereinigung evangelischer Freikirchen vor dem Plenum der ökumenischen Weltkirchenkonferenz in Oxford, 22.Juli 1937)

„Zur rechten Zeit hat Gott uns in Adolf Hitler den Führer gegeben, der unser Volk aus seiner tiefen Erniedrigung herausgeführt hat … Ich danke Gott, dass ich diesen Aufstieg Deutschlands aus tiefster Schmach noch habe erleben dürfen.“
Pfarrer Ernst Modersohn (1939, Leitung des Thüringischen Gemeinschaftsbundes u. Allianzhauses der deutschen Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg, Vorstandsmitglied des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, des Jugendbundes für entschiedenes Christentum und des Gemeinschafts-Diakonieverbandes, Mitbegründer des Pfarrergebetbundes. Er führet mich auf rechter Strasse, Harfe-Verlag Bad Blankenburg, 3. Auflage 1940, S. 387-388)

„Die Neugestaltung des gesamten Staats- und Volkslebens im Dritten Reich überwindet die bisherige Form der Jugendarbeit. Wir erkennen die einheitliche staatspolitische Erziehung der deutschen Jugend durch den nationalsozialistischen Staat und die Hitlerjugend als Trägerin der Staatsidee an […]
Im Hinblick darauf lösen wir mit dem 10. Februar den Jugendbund der deutschen Baptistengemeinden mit all seinen Gliederungen auf. Wir stellen es unseren jugendlichen Mitgliedern anheim, sich in das Jungvolk, in die Hitlerjugend und den Bund deutscher Mädel einzugliedern.“
Paul Schmidt 1934 (1958 bis 1967 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, 1935 – 1959 Bundesdirektor Bund Ev-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland BEFG, Leiter des Baptistischen Jugendbund BJB. Zeitschrift Der Wahrheitszeuge 56, S. 59, Herausgeber: Bund der Baptistengemeinden, Kassel 1928–1939)

„Der nationalsozialistische Staat als Diener Gottes vertritt die Ordnungen der Gerechtigkeit, der Sittlichkeit und der Gemeinschaft. So sind wir berufen, uns hierbei mit allen Kräften einzusetzen.“
»Botschaft des Bundesältesten an die Gemeinden« (22. April 1934, Zeitschrift Der Wahrheitszeuge 56, S. 123, Herausgeber: Bund der Baptistengemeinden, Kassel 1928–1939)

„Ein düsteres Kapitel stellt das Verhalten der Baptisten gegenüber der Judenverfolgung dar. So bezog der Baptistenbund beispielsweise keine Stellung zum Novemberpogrom 1938. Über organisierte Hilfsmassnahmen des Bundes für verfolgte Juden ist nichts bekannt.
Christen jüdischer Herkunft erfuhren in einzelnen Fällen Unterstützung, vielfach wurden sie aber in den Gemeinden ausgegrenzt, so beispielsweise Joseph Haimos in der Baptistengemeinde in München; er kam 1943 in Auschwitz um. Erst 1997 wurde diese Schuld in einer Handreichung des BEFG explizit benannt.“
Dr. Andreas Liese 2009 (Die Geschichte der Baptisten in Deutschland, 1933 – 1945: Die Baptisten im Dritten Reich, 175 Jahre Baptisten in Deutschland, http://www.baptisten-nuertingen.de)

„Auf meinen vielen Reisen kreuz und quer durch Deutschland stosse ich in allen ernstchristlichen Kreisen beständig auf folgenden Tatbestand: Man steht mit ganzer, freudiger Hingabe zu und hinter Adolf Hitler und bekennt sich zum nationalsozialistischen Staat.“ (S.5)
„Den Christen möchte ich das Grundsätzliche im Nationalsozialismus deutlich machen, um sie aus ihrer Reserve zu herauszulocken und sie in die freudige Mitarbeit am Dritten Reich zu führen. […] Ohne die stille, freudige Mitarbeit der „Stillen im Lande“ wäre das hoffnungsvolle Werk  Adolf Hitlers in Frage gestellt.“ (S.6)
„Mit dem Durchbruch der nationalsozialistischen Revolution sind Staat und Volk grundsätzlich auf die „unerschütterlichen Fundamente des Christentums“ gestellt worden. Denn der nationalsozialistische Staat steht grundsätzlich auf dem Boden des positiven Christentums“ (S.39)
Friedrich Heitmüller, Februar 1934 (Prediger und Evangelist, 1933 Mitglied der NSDAP und der „Deutschen Christen“, stellvertretender Vorsitzender des Gnadauer Verbandes, Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, ab 1954 Präsident des internationalen Bundes freier evangelischer Gemeinden. Friedrich Heitmüller: Sieben Reden eines Christen und Nationalsozialisten, Hamburg 1934)

„Wir haben es am Anfang des Jahres 1927 für nötig gehalten und gewagt, unser Krankenhaus [Kranken- und Diakonissenhaus Elim, Hamburg] für jüdische Ärzte zu sperren. [… ] Wir kämpften um des Christen- und Deutschtums willen gegen die zersetzenden Einflüsse des gottlosen Reformjudentums nicht nur mit billigen Worten, sondern auch mit folgenschweren Massnahmen.“
Friedrich Heitmüller, Die Christliche Gemeinschaft Hamburg, Hamburg 1934

Heitmüller hat in späteren Jahren anscheinend einen Gesinnungswandel vollzogen und seine Mitschuld anerkannt:

„Im Blick auf meinen Weg spreche ich mich nicht frei von Schuld. Das Gegenteil ist der Fall […] Ich bekenne mich persönlich, meine Gemeinde, unsere Freikirchen und darüber hinaus unser ganzes Volk schuldig. [… ]
Wir Freikirchen sind, von Ausnahmen abgesehen, unseren Weg der Bejahung und der Unterstützung des Nationalsozialismus auch dann noch gegangen, als es bereits in voller Deutlichkeit am Tage lag, dass er eine von satanisch-dämonischen Geistes- und Geistermächten getragene und erfüllte Bewegung war. […]
Auch unser Bund der Freien evangelischen Gemeinden ging einen falschen Weg. [… ] Es ist allerhöchste Zeit, dass wir ein neues evangelisches Verständnis von Rom 13 und den anderen diesbezüglichen Schriftstellen gewinnen. […] Unsere Fehlrechnung von 1933 bis 1945 enthält eine erschreckende Zahl von Schuldposten [… ]
Wohl antworten viele oder die meisten, sie hätten von allem nichts gewusst. […] Aber seien wir ehrlich! Dass es KZ gab, wusste jeder. […] Dass Schwachsinnige systematisch ermordet wurden, konnte uns gleichfalls nicht entgehen, und dass Gotteshäuser brannten und Geschäfte geplündert wurden, haben wir doch mit eigenen Augen gesehen. Wir wussten auch, dass Menschen um ihres Glaubens willen verfolgt und eingesperrt wurden. [… ] “
Friedrich Heitmüller (zitiert in: Heinz-Adolf Ritter, »Zur Geschichte der Freien evangelischen Gemeinden zwischen 1945 und 1995 – Teil I«, in: Christsein heute forum (1996) Nr. 94/95.)

Es ist erhellend und zugleich schockierend, die obigen Zitate mit gewissen freikirchlichen Stellungnahmen zur Gegenwart zu vergleichen. Auch heute wieder wird Römer 13 dazu missbraucht, die Unterwerfung unter eine menschenverachtende Diktatur zu rechtfertigen. Auch heute wieder polemisieren und diskriminieren kirchliche Leiter gegen gewisse Menschengruppen, die vom Staat als Untermenschen klassifiziert wurden (z.B. jene, die nicht an einem bestimmten risikoreichen medizinischen Experiment teilnehmen wollen). Auch heute wieder klatschen kirchliche Leiter Beifall, wenn ihre regierungskritischen Glaubensgeschwister wegen sogenannter „Hassrede“ und ähnlichen Scheinvorwürfen verhaftet und vor Gericht gestellt werden. Auch heute wieder haben Kirchen aufgrund staatlicher „Empfehlungen“ manche ihrer Aktivitäten eingestellt, und haben ihre Predigtinhalte der Staatspropaganda angepasst.

Der amerikanische Bonhoeffer-Biograph Erich Metaxas hat gesagt:
„Das Schweigen der Kirche in Deutschland, das in die satanische Bosheit der Nazis und des Holocaust ausmündete, ist genau dasselbe wie das Schweigen der Kirche in Amerika [und in Europa] heute.“

Aber sogar mit diesem historischen Spiegel vor Augen leugnen viele kirchliche Leiter weiterhin jede Parallele zur damaligen Zeit, und wähnen sich moralisch hoch erhaben über die Urheber der oben zitierten Stellungnahmen – wohlgemerkt alles bekannte und geachtete Vorsteher von Gemeindeverbänden und/oder übergemeindlichen.Zusammenschlüssen. Und dass auch heute wieder in den ehemals christlichen Ländern ernsthafte Christen, die sich für die biblische Wahrheit und für Religionsfreiheit einsetzen – sowie viele Nichtchristen, die die Regierung offen kritisieren -, verhaftet, von der Polizei im eigenen Heim überfallen, gebüsst, und ins Gefängnis gesteckt werden, das wollen diese Leiter gar nicht wahrhaben. Solche Verblendung ist in sich selbst schon ein Gericht Gottes. „Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde. Da ihr nun aber sagt: ‚Wir sind sehend‘, bleibt eure Sünde.“ (Joh.9,41)